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Lokale Nebenwirkungen
Injektionsstelle
Über Schmerzen an der Injektionsstelle wird bei Menschen unabhängig von der Propofolrezeptur berichtet (Dodd 1999a; Gilston 1999a; Knibbe 1999a). Dies scheint bei Hunden und Katzen ohne klinische Relevanz zu sein (Tan 1998a; Plumb 1999a), denn solche Ereignisse sind relativ selten (1 - 2%) (Glowaski 1999a; Thurmon 1996a). Falls eine Schmerzreaktion festgestellt wird, sollte zuerst eine akzidentielle intraarterielle Injektion ausgeschlossen werden (Ohana 1999a). Schmerzreaktionen können durch Prämedikation mit einem Opioid oder alpha2-Agonisten und/oder der Injektion in ein grösseres Gefäss minimert werden (Thurmon 1996a).
Der Grund, weshalb es zu Schmerzäusserungen kommen kann, ist unbekannt (Tan 1998a). Die Verdünnung der Propofol-Lösung mit 5%iger Dextrose-Lösung führt zu einem vermehrten Auftreten von Schmerzreaktionen bei der Einleitung (Glowaski 1999a).
Propofol führt weder bei extravasalen noch bei intraarteriellen Injektionen zu Irritationen, es entstehen auch keine Gewebsablösungen (Plumb 1999a; Thurmon 1996a; Short 1999a).
Systemische Nebenwirkungen
ZNS
Gelegentlich können beim Hund Anfälle mit Paddelbewegungen, Opisthotonus, myoklonischen Krämpfen in Gesicht und Beinen, Vokalisation oder gar ein Grand Mal bei der Induktion auftreten (Carroll 1996a). Wenn diese Anfälle persistieren, sollte man diese mit Diazepam intravenös behandeln.
Propofol hat sowohl prokonvulsive als auch antikonvulsive Eigenschaften. Deshalb sollte Propofol bei Epilepsie-Patienten vorsichtig verwendet werden (Plumb 1999a). Trotzdem gibt es Kliniker, die Propofol dem Thiopental bei Epilepsie-Risikopatienten (z.B. für Myelogramme) vorziehen.
Myoklonien kommen vor allem bei Tieren ohne Prämedikation vor. Diese treten in der Regel in den ersten Stunden nach der Anästhesie auf (Glowaski 1999a). Die exzitatorische Aktivität wird mit einer nicht epileptischen subcortikalen Aktivität begründet. Propofol hat seinen Haupteffekt durch die Bindung an oder nahe der GABA-Rezeptoren. Es hat jedoch auch eine geringe Affinität zu Glycinrezeptoren. Wirkt Propofol als Antagonist, kommt es zu einer Imbalance zwischen seiner kortikalen und subkortikalen Wirkung, und somit möglicherweise zur Auslösung einer Myoklonie (Glowaski 1999a).
Herz-Kreislauf
Beim Minipig wurde nach Verabreichung von 3,75 mg/kg Propofol ein Anstieg der Herzfrequenz um ca. 60% und des Herzauswurfvolumens um 40% festgestellt. Der mittlere arterielle Blutdruck sank um 16%, der gesamte periphere Widerstand um 33%. Maximale Nebenwirkungen wurden nach 2 Minuten festgestellt. Die Parameter normalisierten sich nach 15 - 20 Minuten. Andere Studien zeigten einen Abfall der Herzfrequenz und ein vermindertes Herzauswurfvolumen.
Es ist unbekannt, wie Propofol zu den beobachteten Effekten führt (Short 1999a).
Respirationstrakt
Die Einleitung einer Anästhesie mit Propofol führt bei Tieren zu einer verminderten respiratorischen Funktion; Apnoe kann auftreten. Deren Dauer ist abhängig von Dosis, Injektionsgeschwindigkeit, Prämedikation und Hyperventilation (Short 1999a; Smith 1993b). Propofol besitzt keine bronchodilatative Wirkung.
Da bei Tieren mit kontinuierlicher Propofolinfusion eine mittlere Atemdepression vorkommen kann, wird einer endotracheale Intubation und Sauerstoffsupplementierung empfohlen.
Auch wenn Propofol eindeutig die Atmungsfunktion vermindert, so sollte dies beim Management eines Patienten ohne vorbestehende respiratorische Dysfunktion für den Anästhesisten nicht problematisch sein (Short 1999a).
Plazenta/Trächtigkeit
Wird Propofol über längere Zeit vor der Geburt oder bei hoher Dosierung verwendet, kann eine Depression des Neonaten auftreten. Eine gebräuchliche Dosierung zur Einleitung einer Anästhesie hat dagegen keinen signifikanten Einfluss auf den Neonaten (Short 1999a).
Anaphylaxie
Untersuchungen aus der Humanmedizin zeigen, dass eine Histaminausschüttung und anaphylaktische Reaktion nach Propofolgabe möglich ist (Plumb 1999a).
In einer Studie wurde die Häufigkeit des Auftretens einer Anaphylaxie nach intravenöser Verabreichung von Propofol bei Hunden mit einer Allergie und hohem Immunglobulin E (IgE)-Spiegel gegen Ei-Lecithin und/oder Sojaöl untersucht. Bei keinem der Probanden trat ein anaphylaktischer Schock auf. Die unerwünschten Wirkungen wie Hautrötung, Atemdepression und Hypotonie waren mild und vorübergehend. Somit ist die Anwendung von Propofol bei allergischen Hunden mit erhöhten IgE-Werten relativ sicher, vorausgesetzt, die Anästhesie wird sorgfältig überwacht (Onuma 2017a).
Hämatologie
Katzen besitzen eine verminderte Fähigkeit zur Glukuronidierung. Deshalb werden phenolische Komponenten, im Gegensatz zu anderen Spezies, verzögert ausgeschieden und schädigen die Erythrozyten oxidativ. Dabei entstehen Heinz-Körperchen und eine Methämoglobinämie (Glowaski 1999a; Plumb 1999a; Branson 2001a); eine Anämie tritt normalerweise nicht auf. Nach wiederholter Anwendung von Propofol bei gesunden Katzen (täglich während 30 Minuten über 5 - 7 Tage) kam es zur Bildung von Heinz-Körperchen, Übelkeit, Anorexie, Durchfall und einer verlängerten Aufwachphase (Andress 1995a). Die Heinz-Körperchen-Bildung scheint jedoch nicht immer klinisch relevant zu sein (Bley 2007a) und ist auch dosisabhängig, da es nach repetitiver Anwendung von tieferen Dosierungen Propofol zu deutlich weniger hämatologischen Veränderungen kommt (Matthews 2004a). Wird Propofol nur einmal täglich injiziert, verändert sich das Blutbild und Verhalten bei den Katzen nicht (Glowaski 1999a).
Zusätzlich besteht eine starke Korrelation zwischen der Bildung von Heinz-Körperchen und Diabetes mellitus, Hyperthyreose und Neoplasien. Deshalb sollte bei Katzen mit den genannten systemischen Erkrankungen Propofol vermieden, oder zumindest vorsichtig anwendet werden (Andress 1995a).