Metabolismus
Succinylcholin wird im Plasma schnell durch die Plasmacholinesterasen (Pseudocholinesterase) (
Peck 1970a;
Martinez 2007a;
Hall 2001m), welche in der Leber gebildet werden (
Litwiller 1969a), abgebaut. Dabei entstehen Cholin und Succinylmonocholin; Succinylmonocholin wird weiter in Bernsteinsäure und Cholin hydrolisiert (
Kalow 1959a;
Lumb 1972a). Succinylmonocholin besitzt ungefähr 1/20 (
Plumb 1991a) bis 1/80 der neuromuskulär blockierenden Wirkung von Succinylcholin. Ein kleinerer Teil des Succinylcholins wird alkalisch hydrolysiert (
Cullen 1996b).
Bei
in-vivo Versuchen erhöhte die Hemmung der Cholinesterase im Plasma von Ratten die Wirkung von Succinylcholin um das 2- bis 3-fache, bei Mäusen um das 2- bis 4-fache, bei Katzen um das 7- bis 8-fache (
Hobbiger 1970a). Bei der Katze ist Gegensatz zum Menschen die Aktivität der Cholinesterase im Gewebe und nicht im Plasma entscheidend für die Wirksamkeit von Succinylcholin (
Hobbiger 1971a).
Im Rinderserum wird
in-vitro 50% des Succinylcholins in 72 bis 74 Stunden abgebaut (
Wang 1966a).
Beim Menschen können aufgrund eines genetischen Defektes nicht funktionelle Cholinesterasen gebildet werden, wodurch sich die Wirkung von Succinylcholin, ebenso wie bei einem erworbenen Mangel an Cholinesterase, verlängert (
Löscher 2002a). Defekte Cholinesterasen wurden ebenfalls bei Tieren gefunden, deren Bedeutung ist jedoch noch nicht geklärt (
Hall 2001m).
Elimination
Ein Teil des verabreichten Succinylcholins wird über die Nieren ausgeschieden. Der verbleibende Rest verteilt sich im Gewebe (
Nordgren 1984a) und wird dort langsamer als aus dem Plasma eliminiert (
Nordgren 1984a;
Cullen 1996b).
Weniger als 2% einer verabreichten Dosis wird unverändert mit dem Urin ausgeschieden (
Lumb 1972a;
Kalow 1959a). Der Metabolit Succinylmonocholin wird ebenfalls teilweise über die Nieren ausgeschieden und kann bei Patienten mit renaler Insuffizienz akkumulieren (
Plumb 1991a).
Katzen und Mäuse scheiden eine halbe Stunde nach der Verabreichung von Succinylcholin messbare Mengen von Succinylcholin mit dem Urin aus. Insgesamt werden 5 - 15% der verabreichten Menge im Urin gefunden (
Norton 1954a).
Wirkungseintritt
Je höher die Dosis, desto schneller ist der Wirkungseintritt (
Martinez 2007a). Der Wirkungseintritt erfolgt bei den verschiedenen Muskelgruppen im Allgemeinen ähnlich schnell, jedoch wird das Diaphragma normalerweise zuletzt gelähmt (
Hall 2001m).
Beim Menschen tritt die Lähmung in folgender Reihenfolge auf: Lid-, Kaumuskeln, Extremitäten, Bauch-, Glottis-, Interkostalmuskeln, Zwerchfell (
Lagler 2008a).
Bei Ziegen erfolgt der Wirkungseintritt bei den Glottisabduktoren (39 sec) und dem M. cricoarytenoideus dorsalis (39 sec) schneller als beim M. ulnaris lateralis (57 sec) (
Ibebunjo 1994a).
Wirkungsdauer
Succinylcholin besitzt eine sehr kurze Wirkungsdauer (
Peck 1970a;
Burgis 2002a). Bei Ratten wirkt Succinylcholin länger als bei Katzen und Menschen (
Derkx 1971a). Bei Ziegen ist die Wirkungsdauer kürzer bei den Glottisabduktoren (9,7 min) und dem M. cricoarytenoideus dorsalis (10,9 min) als beim M. ulnaris lateralis (22,0 min) (
Ibebunjo 1994a).
Mensch
Eine verlängerte Wirkung tritt häufig auf bei:
- | Ileus |
- | Herzinsuffizienz |
- | Malignome, v.a. Bronchuskarzinom |
- | Anämie |
- | Chronischen Entzündungen |
- | Kachexie (Lagler 2008a) |