Wirkungsort
Siehe unter
Ephedrin.
Wirkungsmechanismus
Wie
Ephedrin hat PPA eine direkte sympathomimetische Wirkung als alpha- und beta-adrenerger Agonist (
Hoffman 2001b), mit einer geringeren Wirkung auf beta-Rezeptoren (
Cohn 2002a). Zusätzlich wird die Freisetzung von Noradrenalin aus sympathischen Neuronen gefördert und führt zu einer indirekten sympathomimetischen Wirkung (
Hoffman 2001b;
Cohn 2002a). Man vermutet, dass die beta-adrenerge Wirkung durch eine Aktivierung des Enzyms Adenylcyclase mit daraus folgender Stimulation der Produktion von zyklischem Adenosin-3,5-monophosphat (cAMP) zustande kommt. Die alpha-adrenerge Wirkung dagegen entsteht durch eine Hemmung der Adenylcyclaseaktivität. Bei einer längeren Anwendungszeit oder einer zu häufigen Anwendung können indirekt wirkende Sympathomimetika zu einer Erschöpfung des Noradrenalinspeichers in sympathischen Nervenendigungen führen und eine Tachyphylaxie (Wirkungsverminderung) auslösen (
McEvoy 1992a).
Urogenitaltrakt
Hund
Die Kontraktion der Harnröhre erfolgt hauptsächlich über die Aktivierung von alpha-adrenergen Rezeptoren (
Gillberg 1998a). Die Stimulation der alpha-Rezeptoren am Blasenhals und an der kranialen Urethra erhöht den Tonus in der Harnröhre und den Sphinkterschluss. Durch eine Stimulation der beta-Rezeptoren im Blasenfundus wird zudem die Relaxation der Blasenwand unterstützt (
Arnold 1997a). Bei Hunden mit primärer Harnröhrensphinkterinkompetenz führt PPA zu einem erhöhten Harnröhren- und Verschlussdruck (
Richter 1985a;
Gillberg 1998a), so dass eine Kontinenz erreicht wird (
Blendinger 1995a). In der Veterinärmedizin wird PPA hauptsächlich für die Therapie der kastrationsbedingten Harninkontinenz bei der Hündin eingesetzt (
Arnold 1997a). Bei der Verabreichung von PPA p.o. zweimal täglich über 5 Tage konnte keine Desensibilisierung festgestellt werden. Nach einem Therapieunterbruch für 2 bis 3 Tage blieb ein erhöhter Harnröhrendruck bestehen. Dies zeigt, dass die Wirkung von PPA nach dem Absetzen einige Tage erhalten bleibt (
Gillberg 1998a).
Kardiovaskuläres System
PPA führt zu einer Erhöhung der Herzfrequenz (positiv chronotrop), einer erhöhten Kontraktionskraft (positiv inotrop) und einer Erhöhung des Koronarblutflusses (
Plumb 2002a;
McEvoy 1992a), wahrscheinlich durch eine indirekte Stimulierung von beta-adrenergen Rezeptoren im Herzen (
McEvoy 1992a). Zudem entsteht durch eine alpha-adrenerge Wirkung ein erhöhter peripherer Gefässwiderstand, was zu einer sekundären Hypertension führen kann (
Brown 2005a). Humanmedizinische Studien und Studien beim Tier berichten jedoch von unterschiedlichen kardiovaskulären Effekten:
Mensch
Salerno et al. haben verschiedene humanmedizinische Studien über PPA analysiert und berichten von einer Erhöhung des systolischen und diastolischen Blutdruckes sowie einer verminderten Herzfrequenz (
Salerno 2005a). Beim Menschen führt sowohl das Razemat dl-Phenylpropanolamin wie auch das Enantiomer l-Phenylpropanolamin zu einer Erhöhung des systolischen und diastolischen Blutdruckes. Das Enantiomer d-Phenylpropanolamin verändert den Blutdruck nicht (
Stockley 1994a).
Hund
In einer 5-Tages-Studie mit 4 Hunden erfolgte 20 - 95 Minuten nach der peroralen Verabreichung von 75 mg/Hund eine Verminderung der Herzfrequenz um 27 - 74%. Bei einem Unterbruch der Therapie für 2 - 3 Tage blieb die Wirkung bestehen (
Gillberg 1998a). In einer 30-Tage-Studie beim Hund wurde PPA p.o. 1,1 mg/kg alle 8 Stunden verabreicht. In den ersten 10 Tagen der Behandlung wurde eine tiefere Pulsrate festgestellt (
Cohn 2002a). In der Studie von Richter et al. führte die Verabreichung von p.o. 1,5 mg/kg dreimal täglich für 2 Wochen zu keiner Veränderung des Blutdruckes (
Richter 1985a).
In einer Studie von Vick et al. führte die Verabreichung von PPA bei Hunden zu folgenden kardiovaskulären Veränderungen:
- | Die einmalige Verabreichung von p.o. 1 - 25 mg/kg an nicht anästhesierten Hunden führte zu einer dosisabhängigen Erhöhung des systolischen und diastolischen Blutdruckes und einer verminderten Herzfrequenz. Es wird vermutet, dass der erhöhte Blutdruck durch eine Freisetzung von Noradrenalin aus adrenergen Nervenendigungen erfolgt (Vick 1994a). |
- | Eine zweite Verabreichung von PPA führte oft zu einer geringeren oder gar keiner Veränderung des Blutdruckes oder der Herzfrequenz. Diese Tachyphylaxie (Wirkungsverminderung) blieb für 18 - 24 Stunden bestehen. Anschliessend erfolgte wieder eine partielle oder vollständige Wirkungsantwort nach PPA-Verabreichung. Der Wirkungsmechansimus ist noch nicht vollständig erklärt. Es wird vermutet, dass eine Erschöpfung von Noradrenalin an spezifischen Rezeptoren dafür verantwortlich ist. Die Tachyphylaxie erfolgte bei Dosierungen von 3 mg/kg und zum Teil auch bei höheren Dosen von 6 mg/kg (Vick 1994a). |
- | Nach intravenöser Verabreichung von 0,25 - 1,5 mg/kg bei anästhesierten Hunden (Anästhesie mit Pentobarbital-Natrium) erfolgte eine dosisabhängige Erhöhung des systolischen und diastolischen Blutdruckes sowie eine Erhöhung der Herzfrequenz. Höhere Dosen von 3 - 25 mg/kg führten zu ähnlichen, jedoch geringer ausgeprägten Veränderungen. Diese geringere Wirkung bei höheren Dosen könnte ebenfalls aufgrund einer Erschöpfung der Noradrenalinspeicher an Nervenendigungen stattfinden (Vick 1994a). |
- | Die peroraler Verabreichung von 1 - 25 mg/kg bei anästhesierten Hunden (Anästhesie mit Pentobarbital-Natrium) führte zu keiner Veränderung des Blutdruckes und auch zu keiner Tachykardie (Vick 1994a). |
Respirationstrakt
PPA aktiviert vermutlich alpha-adrenerge Rezeptoren der Mukosa des Respirationstraktes und führt zu einer Vasokonstriktion. Daraus folgt eine Abschwellung der Schleimhaut, eine Reduktion der Gewebshyperämie, eine Reduktion von Oedemen und eine verminderte nasale Kongestion mit verbesserter Luftdurchgängigkeit (
McEvoy 1992a).