mdi-magnify Wirkstoff Suchen Tierarzneimittel Produkte & Futter


mdi-book-open-variant Impressum mdi-help Hilfe / Anleitung mdi-printer Webseite ausdrucken mdi-bookmark Bookmark der Webseite speichern mdi-magnify Suche & Index Wirkstoffe mdi-sitemap Sitemap CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-home Startseite CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-email Beratungsdienst: Email / Post / Telefon

Kardiovaskuläres System

Hypotension

Halothan wirkt stark depressiv auf Herz und Kreislauf. Die Hypotension ist dosisabhängig. Der totale periphere Gefässwiderstand verändert sich nur geringfügig; folglich scheint der Gefässwiderstand nicht der wichtigste Grund für die Hypotension zu sein. Die Verminderung des Herzauswurfes ist durch das verminderte Schlagvolumen bedingt. Dies entsteht durch eine direkte Myokardwirkung des Wirkstoffes (Steffey 2001c). Die durch Halothan induzierte Hypotension kann mittels Volumenersatz und Dobutamin behandelt werden (Plumb 1999a).
 

Verminderung der Myokardkontraktilität

Halothan bewirkt eine stärkere Verminderung der Kontraktilität des Myokards als Isofluran und Desfluran (Pagel 1991b)
 

Extrasystolen

Halothan prädisponiert in Gegenwart von Katecholaminen das Herz für prämature ventrikuläre Extrasystolen. Die Freisetzung von Katecholaminen kann durch chirurgische Stimulation, ungenügende Narkosetiefe oder durch einer Erhöhung des Partialdruckes des alveolären CO2 hervorgerufen werden (Purchase 1966a).
 

Vasodilatation der Herzkranzgefässe

Halothan führt in-vitro zu einer Vasodilatation der grossen Herzkranzgefässe (Nakamura 1993a).
 

Gewebsdurchblutung

Halothan reduziert dosisabhängig die transmurale Myokard-, Leber-, Duodenal-, Nieren- und Skelettmuskulaturdurchblutung (Hartman 1992a; Manohar 1985a).
Halothan bewirkt im Vergleich zu Enfluran, Isofluran oder Sevofluran eine dramatischere Verminderung des hepatischen arteriellen Blutflusses (Frink EJ Jr 1990a). Bei Ponies, welche mit 1% MAC resp. 1,5% MAC anästhesiert wurden, reduzierte sich die Durchblutung um 37% resp. 42% (Smith 1988a; Manohar 1985a).
 

Beeinflussung des neonatalen Sauerstoffverbrauchs

Halothan reduziert signifikant den Herzauswurf und Sauerstoffverbrauch in normoxischen und hypoxischen neugeborenen Lämmern, verglichen mit einer paralysierten und beatmeten Kontrollgruppe (Hershenson 1987a)
 

Beeinflussung des fetalen Herz-Kreislaufs

Beim fetalen Herz sind das sarkoplasmatische Retikulum und die T-Tubuli noch nicht voll ausgebildet. Deshalb sind die Kalziumkanäle auf der zytoplasmatischen Membran die primäre Quelle des intrazellulären Kalziums. Aus diesem Grund ist das fetale Herz besonders empfindlich auf die Kalziumkanal-blockierende Eigenschaft von Halothan.
Durch eine verminderte Kontraktilität des linken Herzventrikels kommt es zu einem verminderten Blutdruck. Der Blutdruckabfall wird schon bei einer niedrigen Dosierung beobachtet (Davis 1995a).
 

ZNS

Halothan löst eine cerebrale Vasodilatation aus. Ein möglicher Mechanismus für die arterielle Vasodilatation ist ein vermehrter K+-Ausfluss durch eine verstärkte Öffnung der Membran-Kaliumkanäle (Eskinder 1995a).
Durch die vermehrte cerebrale Durchblutung kommt es zusätzlich zu einem Anstieg des cerebrospinalen Flüssigkeitsdruckes (Hans 1980a).
 

Leber

Bei 20% der Patienten, denen Halothan verabreicht wird, entwickelt sich eine milde Leberschädigung des Typs I. Diese ist charakterisiert durch Übelkeit, Lethargie, Fieber und minimalen Anstieg der hepatischen Aminotransferasen (Njoku 1997a; Gut 1993a). Verursacht wird dies vor allem durch die direkte Lebertoxizität der reduzierten Halothanmetaboliten und/oder die Hypoxämie der Hepatozyten (Farnsworth 1995a; Spracklin 1998a). Ein Anstieg der Leberenzyme kann bis zu zwei Wochen nach der Narkose auftreten (Gut 1993a).
 
Die Anwendung von Halothan kann ausserdem Leberödeme und Veränderungen im hepatischen Metabolismus auslösen. Die leberschädigende Wirkung wird durch einen tiefen Sauerstoffgehalt zusätzlich verstärkt (Noseworthy 1997a).
Halothan führt auch zu einer vorübergehenden Erhöhung der Werte bei Leberfunktionstests (Plumb 1999a).
 

Atmung

Halothan führt zu einer dosisabhängigen Atemdepression (Plumb 1999a)
 

Tachypnoe

Bei Katzen wird berichtet, dass eine durch Halothan induzierte Tachpnoe entstehen kann. Diese wird von den rostralen Strukturen des Stammhirns ausgelöst (Rampil 1988a).
 

Gastrointestinal-Trakt

Halothan vermindert den ösophagialen Sphinktertonus (unterer ösophagialer Druck minus gastrischen Druck), damit steigt die Gefahr des Refluxes (Chassard 1996a).
 

Metabolismus

Maligne Hyperthermie

Maligne Hyperthermie (MH) ist eine Myopathie, welche durch Hypermetabolismus und Kontraktur der Skelettmuskulatur charakterisiert ist (O'Brien 1990a). Sie beruht auf einem genetischen Defekt, welcher eine falsche Nutzung von Kalzium in der Muskulatur bewirkt (Lorkin 1983a; Moon 1996b). Sie wird bei Schweinen, Pferden, Hunden und Katzen beschrieben (Gonert 1981a; Manley 1983a; Waldron-Mease 1981a; Nelson 1991a; Bellah 1989a).
 
Schwein
Maligne Hyperthermie kann bei prädisponierten Schweinen auch durch Stress, eine zu warme Umgebung oder durch viele Injektions- und Inhalationsanästhetika ausgelöst werden (Moon 1996b). Maligne Hyperthermie wird beim Schwein autosomal rezessiv vererbt und basiert auf einer Veränderung eines Basenpaares für den Gencode des Ryanodinrezeptors im Skelettmuskel (Moon 1996b). Als Anwort auf einen auslösenden Faktor geht die Kontrolle über das intrazelluläre Kalzium verloren. Es kommt zu einem abrupten Anstieg von ionisierten Kalziumionen, was wiederum zur Aktivierung der Myosin-ATPase führt. Folgen sind Muskelkontraktionen und Hitzeproduktion (Moon 1996b).
Die typischen klinischen Zeichen sind erhöhte Körpertemperatur bis zu 43°C, Muskelkrämpfe, Tachykardie, Tachypnoe, extreme Hyperkapnie, Hypoxämie, Herzarrythmien, unstabiler Blutdruck und Myoglobinurie. Im Serum sind Kalium, ionisiertes Kalzium, Kreatinin-Kinase und Myoglobin erhöht.
 
Zur Therapie und Prävention der malignen Hyperthermie wird Dantrolen empfohlen.
 
Therapie:1 - 3,5 mg/kg i.v.; Die Symptome werden vermindert bis aufgehoben (Moon 1996b; Alitalo 1982a; Flewellen 1980a).
Prävention:3,5 mg/kg i.v. (Flewellen 1980a)
5 mg/kg p.o (Moon 1996b)
 
Weitere Massnahmen sind:
-100%ige Sauerstoffzufuhr und Frischgaszufuhr,
-aggressives Kühlen (Alkohol, Eispackungen, Ventilatoren und rektale Lavage mit Eiswasser; Vorsicht wegen Hypothermiegefahr),
-Applikation von Bikarbonat,
-Flüssigkeitstherapie (Moon 1996b).
 
Hund
Beim Hund ist die Ursache für die MH ebenfalls ein genetischer Defekt. Die Öffnung des Kalziumkanals kann durch Auslöser wie Stress oder bestimmte Wirkstoffe (z.B. Halothan oder Koffein) hervorgerufen werden (O'Brien 1990a). Beim Hund fehlen die typischen klinischen Symptome der MH, wie sie beim Schwein beobachtet werden (Nelson 1991a). Hunde mit MH-Verdacht zeigen bei Anstrengung Hyperthermie, Muskelkrämpfe oder Dyspnoe, die der Leistung nicht entsprechen. Sie besitzen einen hypermetabolischen Stoffwechsel, charakterisiert durch Hyperthermie, Hämokonzentration und Hyperlaktämie. Ausserdem ist die MH beim Hund rasch reversibel und führt nicht immer zu einem späteren Anstieg der Serummuskelenzymwerte (O'Brien 1990a). Die metabolische Azidose wird durch eine respiratorische Alkalose kompensiert (Nelson 1991a).
 

Veränderter Metabolismus von Arzneimitteln

Die Leber ist während einer Halothannarkose reduziert fähig, Xenobiotika zu metabolisieren. Bei einem Versuch mit Propranolol war die Clearance um 62% vermindert. Die intravenöse Halbwertszeit war eindeutig verlängert. Halothan scheint eindeutig den Metabolismus von anderen Wirkstoffen zu vermindern (Reilly 1985a).
 

Hyperkaliämische periodische Paralyse (HYPP)

Bei einer 7-jährigen Quarter Horse Stute wurde während einer Halothannarkose eine HYPP beobachtet. Hier mag vor allem eine Hyperkapnie, gefolgt von einem Abfall des Blut-pH-Wertes und einem Anstieg vom Plasma K+ zu einer Paralyse geführt haben. Bei Pferden mit HYPP kann bereits ein leichter Anstieg von Kalium zu einem Anfall führen. Differentialdiagnostisch muss auch an die maligne Hyperthermie gedacht werden (Bailey 1996a).
 

Bewegungsapparat

Postanästhetische Myopathie

Intraoperative Hypotension steigert signifikant das Risiko postanästhetischer Myopathien (Brunson 1990a).
 

Zittern während der Aufwachphase

Zittern in der Aufwachphase ist häufig. Gründe hierfür können Wärmeverluste während der Narkose oder andere krankheitsbedingte Mechanismen sein (Sessler 1988a).
 

Erhöhte Serum-Bromid-Konzentration

Bei Menschen wird Bromid als Spaltprokt von Halothan als Ursache von Kopfschmerzen, Ataxien, Lethargie und EEG-Veränderungen beschrieben (Tinker 1976a). Sowohl beim Hund, als auch beim erwachsenen Pferd, jedoch nicht beim Fohlen, sind die Serum-Bromid-Konzentrationen während und nach einer Halothannarkose signifikant erhöht. Die veterinärmedizinische klinische Relevanz davon ist noch nicht geklärt (Brunson 1990a; Rice 1985a; Pedersoli 1980b).
 

Bildung von Olefinderivaten

Das Abbauprodukt von Atemkalk, ein Olefin, ist für Nager in einer Konzentration von 400 ppm toxisch. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Konzentration, z.B verstärkte Rückatmung und erhöhte Körpertemperatur (Naguib 1997a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

Es kann keinerlei Haftung für Ansprüche übernommen werden, die aus dieser Webseite erwachsen könnten.