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Systemische Nebenwirkungen

Die unerwünschten Wirkungen von Primidon sind vergleichbar mit denen von Phenobarbital (Papich 2007a).
 

Nervensystem

Häufig treten nach Therapiestart Ängstlichkeit und Agitiertheit auf. Bei hohen Serumkonzentrationen kann es zu Sedation und Ataxien kommen (Plumb 2002a). Gegen die sedativen Nebenwirkungen entwickelt sich aber rasch eine Toleranz (Löscher 1999e). Ataxie und Zeichen von Müdigkeit traten bei Katzen auf, welche eine Einzeldosis von 10 - 25 mg/kg verabreicht bekamen (Boothe 2001b). Dahingegen traten bei 21 Probanden dieser Spezies, welche in einer Studie das Medikament 90 Tage lang in einer Dosierung von 40 mg/kg/Tag verabreicht bekamen, keine signifikanten Nebenwirkungen auf (Sawchuk 1985a).
 

Haut

Barbiturate, darunter Primidon, können zu einer hydropischen und/oder lichenoiden Dermatitis am Übergang von der Dermis zur Epidermis führen. (Henricks 1987a; Plumb 2011a; Allen 1993a).
 
Fallbericht Dermatitis
Bei einer 9 Jahre alten Mischlingshündin, welche innerhalb 10 Wochen 3 generalisierte epileptische Anfälle erlitt, wurde Primidon in einer Dosierung von p.o. 62,5 mg 2 × täglich eingesetzt. Zwei Monate nach Beginn der Therapie zeigte das Tier Alopezie, Juckreiz, Krustenbildung, Pigmentation und Ulzeration an Rücken, Ellbogen, Metatarsus, Gesicht und Ohren. Hautbiopsien der betroffenen Stellen ergaben eine diffuse parakeratotische Hyperkeratose der Epidermis und der Haarfollikel zusammen mit einer epidermaler Hyperplasie und Dyskeratose. Die histopathologischen Ergebnisse erhärteten die Vermutung einer Primidon-induzierten Dermatitis. Primidon wurde über die Zeit von 10 Tagen schrittweise reduziert und dann ganz abgesetzt. Dank des Einsatzes von Trimethoprim/Sulfamethoxazol, Prednison und keratolytischen Shampoos konnte bereits nach einer Woche eine Besserung des Hautbildes verzeichnet werden (Henricks 1987a).
 

Herz-Kreislauf-System

Von Tachykardie und Hyperventilation wurde berichtet (Plumb 2011a; Allen 1993a).
 

Blut

Selten tritt eine megaloblastische Anämie auf (Plumb 2011a; Allen 1993a).
 
Fallbericht Blutveränderungen
Eine 4-jährige Pekinesen-Hündin mit epileptischen Anfällen wurde mit Primidon (25 mg/kg p.o., 2 × täglich) behandelt. Mit dieser Therapie konnten keine weiteren Krampfanfälle verzeichnet werden. Zwei Monate nach Therapiebeginn zeigte das Tier jedoch Inappetenz, Lethargie, blasse Schleimhäute und verlor an Gewicht. Im Blutbild sah man eine Neutropenie, Thrombozytopenie, Anämie, Hypoalbuminämie und eine erhöhte alkalische Phosphatase. Das ikterische Serum deutete auf eine Hämolyse hin. Primidon wurde durch Kaliumbromid und Clorazepat zur Anfallskontrolle ersetzt. 12 Tage nach dem Medikamentenwechsel waren die Thrombozyten und der Hämatokrit im Referenzbereich und das Tier klinisch unauffällig. Auch 2, 4 und 8 Wochen später konnten keine weiteren Anfälle mehr registriert werden und die Blutwerte lagen im Normbereich (Jacobs 1998a).
 

Harntrakt

Polydipsie und Polyurie sind häufig beschriebene Nebenwirkungen (Plumb 2002a); ferner können sich Urolithen bilden (Plumb 2011a; Allen 1993a).
 

Leber

Eine Erhöhung der Leberenzyme, hepatische Lipidose mit hepatozellulärer Hypertrophie/Nekrose und ein erniedrigtes Serumalbumin sind bei einer hochdosierten Dauertherapie öfters zu sehen (Plumb 2011a).
 
In einem Versuch, in welchem 6 Mischlingshündinnen 82 Tage lang Primidon 2 × täglich p.o. verabreicht bekamen (Tag 0 bis 41 30 mg/kg und Tag 42 bis 82 40 mg/kg), zeigte sich, zwei Wochen nach Therapiestart, ein signifikanter Anstieg der Alaninaminotransferase (ALT) und eine erhöhte alkalischen Phosphatase (AP). Beide Werte normalisierten sich 5 Wochen nachdem das Medikament abgesetzt wurde. Die γ-Glutamyltransferase (GGT) blieb dabei immer im Normbereich (Meyer 1981a).
 
In einer anderen Studie, bei welcher Hunde mit Primidon, Phenytoin, Phenobarbital oder einer Kombination von den genannten Wirksubstanzen 6 Monate lang oder länger therapiert wurden, verzeichnete man bei der alleinigen Gabe von Primidon wie auch bei der Kombinationstherapie einen Anstieg der Aspartataminotransferase (AST), ALT, AP und GGT (Bunch 1984a).
 
In einem dritten Versuch, in welchem 22 Hunde 6 Monate lang mit Primidon, Phenytoin und Primidon in Kombination mit Phenytoin behandelt wurden, konnten folgende Feststellungen bezüglich Hepatotoxizität gemacht werden: eine erhöhte ALT und GGT und ein erniedrigtes Serumalbumin und Cholesterol war bei Hunden unter Primidon- und Primidon/Phenytoin-Therapie anzutreffen. Die AP war bei allen Probanden erhöht. Die histopathologischen Leberveränderungen waren charakterisiert durch intrahepatische Cholestase, Zellnekrosen und einer milden Lipidose ohne entzündliche Komponente (Bunch 1985a).
 
Fallbericht Leberzirrhose
Eine 9-jährige, 32 kg schwere, kastrierte Deutsche-Schäfer-Hündin mit idiopathischer Epilepsie erhielt zur Anfallskontrolle Primidon p.o. (15 mg/kg morgens und abends, sowie 4 mg/kg mittags) und Phenobarbital p.o. 4 mg/kg, 2 × täglich. Die Anfälle konnten durch die Therapie auf 1 bis 2 milde Anfälle alle 6 Wochen reduziert werden. In der Folge kam es zu fortschreitenden Koordinationsstörungen. Die Hündin hatte Mühe mit Aufstehen, stolperte und der Gang war ataktisch. Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich die Patientin apathisch und matt, die Schleimhäute und Skleren waren ikterisch. Das rote Blutbild war normal, die Leberwerte erhöht und das Serumalbumin leicht erniedrigt. Mittels bildgebender Diagnostik und einer Biopsie wurde eine Leberzirrhose diagnostiziert, welche vermutlich durch die Antiepileptika induziert wurde. Primidon wurde über einen Zeitraum von 4 Wochen schrittweise reduziert und dann ganz abgesetzt, worauf die Ataxie und Koordinationsstörungen verschwanden. Phenobarbital wurde weiterhin in einer Dosierung von 3 mg/kg p.o. am Morgen und 4 mg/kg p.o. am Abend verabreicht. Milde und kurz dauernde Anfälle traten weiterhin alle 6 Wochen auf. Bei den blutchemischen Kontrollen im laufenden Jahr waren die Leberenzymwerte leicht erhöht (Poffenbarger 1985a).
 

Skelett

Primidon kann den Vitamin-D-Metabolismus beeinflussen und somit zu einer Entwicklung von Knochenerkrankungen führen (Schaefer 2013a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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