Resistenz
Als cumarinresistent gelten Patienten, die nach üblichen und mässig erhöhten Cumarindosen keine oder nur eine minimale Senkung der Prothrombinaktivität aufweisen (
Gerhards 1987a). Man unterscheidet zwischen angeborener und erworbener Warfarinresistenz (
Arnold 1977a). Die
hereditäre Resistenz wird durch ein autosomales Gen vererbt. Bei der hereditären Resistenz wird wiederum zwischen einer Resistenz auf pharmakokinetischer Basis (gesteigerte Plasmaelimination) und einer Resistenz auf pharmakodynamischer Basis (Veränderung des Cumarinrezeptors) unterschieden (
Arnold 1977a). Die
erworbene Resistenz entsteht durch unterschiedliche Einflüsse, wie eine herabgesetzte Wirkung durch unzuverlässige Medikamenteneinnahme, Interaktionen mit anderen Wirkstoffen, Schwangerschaft, Laktation, Veränderungen der Blutzusammensetzung (Hyperalbuminämie, Hypoproteinämie, Hyperlipämie), gastrointestinale Erkrankungen (Malabsorption, Diarrhoe) und exzessive Vitamin-K-Aufnahme mit der Nahrung (
Arnold 1977a). Wenn nach der Verabreichung üblicher Cumarindosen und nach Ausschluss der zur erworbenen Cumarinresistenz führenden Umstände keine Thromboplastinzeitverlängerung zu verzeichnen ist, muss das Vorliegen einer hereditären Cumarinresistenz in Betracht gezogen werden (
Gerhards 1987a).
Bei
Menschen und
Ratten wurden Fälle mit hereditärer Resistenz bedingt durch Veränderungen der Epoxid-Reduktase diagnostiziert (
Majerus 2001a;
Klaassen 1995a). Bei Ratten wurden bislang zehn verschiedene Mutationen an dem die Epoxid-Reduktase kodierenden Gen festgestellt (
Mosher 2010a). In einem Versuch mit
Pferden trat ebenfalls ein "Nonresponder" auf; ob es sich in diesem Fall um eine genetische Variation oder um eine erhöhte Vitamin-K-Zufuhr handelte, wurde allerdings nicht abgeklärt (
Thijssen 1983a). Bei zwei weiteren Pferden wurde eine hereditäre Cumarinresistenz auf pharmakodynamischer Basis angenommen (
Gerhards 1987a). Bei
Katzen wurde bislang noch kein Fall einer Cumarinresistenz dokumentiert (
Harpster 1995a).