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Wirkungsmechanismus

Cobalamin dient als Coenzym für mehrere Enzyme, welche für den Transfer von einzelnen Kohlenstoffgruppen, wie zum Beispiel CH3, zuständig sind. Bei Säugern sind nur zwei Enzyme bekannt, welche Cobalamin benötigen. Dabei handelt es sich um die Methioninsynthase (eine Methyltransferase) und die Methylmalonyl-CoA-Mutase (eine Isomerase). Die Methioninsynthase katalysiert den Transfer einer Methylgruppe zum S-Adenosyl-Homocystein; es entsteht S-Adenosyl-Methionin, welches zu Methionin metabolisiert wird. Die Methylmalonyl-CoA-Mutase katalysiert die Isomerisierung des Methylmalonyl-CoA zu Succinyl-CoA, welches in den Citratzyklus eintritt (Banerjee 2003a; Ludwig 1997a). Die Methyltransferase wirkt bei den Prozessen mit, welche zur Produktion von Methionin, Acetat oder Methan führen (Banerjee 1997a). Als Coenzym für viele enzymatische Reaktionen, welche für das normale Zellwachstum, Zellfunktion und Zellreproduktion benötigt werden, beeinflusst das Cobalamin den ganzen Metabolismus, insbesondere die Nucleoprotein- und Myelinsynthese, den Aminosäurenmetabolismus und die Erythropoese (Plumb 2011a).
 

Folsäure-Stoffwechsel

Wenn der Vitamin B12-Spiegel zu gering ist, wird das Folat im Methylierungs-Zyklus zurückgehalten. Dies hat eine Hemmung der Zellreplikation zur Folge, da das Folat essentiell für die DNA-Synthese ist (O'Leary 2010a).
 
Homocystein
Bei einem Methioninsynthase-Mangel sammelt sich Homocystein im Körper an, welches das Potential hat, DNA zu schädigen. Die genauen Mechanismen dieser Schädigung sind noch nicht bekannt (Vanzin 2014a). In der Humanmedizin wird eine Homocysteinämie als Marker für eine Vitamin B12-Hypovitaminose verwendet (Papa 2001a) und gilt als unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre, thromboembolische und neurodegenerative Erkrankungen (Stanger 2003a). Auch beim Hund wurde eine Korrelation der Hypocobalaminämie mit einer Hyperhomocysteinämie beschrieben (Rossi 2013a). Ob eine Hyperhomocysteinämie beim Hund ebenfalls als Risikofaktor für die oben erwähnten Erkrankungen gilt, ist noch nicht bekannt. Bei der Katze scheinen die Homocysteinspiegel bei einer Hypovitaminose nicht verändert zu sein (Ruaux 2001a; Worhunsky 2013a).
 

Hypovitaminose B12

Ein Cobalaminmangel hängt häufig mit der verminderten Expression oder der reduzierten Funktion des intrinsischen Faktors (Glykoprotein für die Cobalamin-Aufnahme), bedingt durch eine erworbene autoimmune Erkrankung des Gastrointestinaltraktes, zusammen. Jedoch kann auch ein vererbter Defekt des Cobalamin-Aufnahme-Systems zu einer Hypovitaminose führen (Fyfe 2004a). Ebenfalls kann eine Überwucherung des Darmes mit Bakterien, und ein damit einhergehender erhöhter Cobalamin-Verbrauch, zu einer Hypovitaminose führen (Matte 2010a).
 
Ein Hypovitaminose B12 ist bei Tieren häufig durch schädigende Effekte im Gewebe (z.B Dermatitis) charakterisiert. Eine megaloblastische Anämie, die eine Ähnlichkeit mit der Anämie bei Folsäuremangel aufweist, lässt sich durch einen Mangel an Nucleinsäurevorläufern, welche für die Hematopoese benötigt werden, erklären. Bei adulten Wiederkäuern und Pferden ist ein Mangel eher selten, da diese durch die endogene Produktion der Pansen- respektive Intestinalflora mit dem Vitamin versorgt werden (Fettman 2001b). Bei diesen Spezies kann aber eine Hypovitaminose durch einen Kobaltmangel hervorgerufen werden. Die Symptome eines Kobaltmangels entsprechen denen eines Vitamin B12-Mangels: Innapetenz, Anämie, Dermatitis, Kümmern, struppiges Haarkleid und Tod (Kroker 2010d; Fettman 2001b). Ausserdem führt ein Cobalaminmangel zu einer reduzierten Aktivität der Methioninsynthase und der Methylmalonyl-CoA-Mutase. Diese reduzierte Aktivität ergibt eine Methylmalonylazidämie / Methylmalonylazidurie und eine Homocysteinämie / Homocystinurie (Lutz 2012a; Lutz 2013a; Ruaux 2009a).
 
Schwein
Bei Schweinen ist ein Cobalaminmangel durch eine normozytäre Anämie, Erbrechen, Durchfall, struppiges Haarkleid, eine reduzierte Wachstumsrate, sowie neurologische Läsionen und damit verbundenen Exzitationen und Ataxie charakterisiert (Blair 1985a).
 
Hund
Bei Riesenschnauzern ist eine vererbte selektive intestinale Malabsorption von Cobalamin bekannt. Dabei handelt es sich um eine selektive Cobalamin-Malabsorption mit resultierendem Cobalaminmangel. Diese basiert auf einen Defekt des Cobalamin-intrinsischen-Faktor-Rezeptors im Ileum (Fyfe 1991a; Fyfe 1991b). Betroffene Hunde weisen Innapetenz, Lethargie, verminderten Wachstum, eine chronische nichtregenerative Anämie mit Anisozytose und Poikilozytose sowie eine Neutropenie mit Hypersegmentation auf. Nach einer parenteralen Verabreichung von Cobalamin verschwinden die Symptome wieder (Fyfe 1991a; Fyfe 1991b; Simpson 2001a; Fettman 2001b). Mittlerweilen ist diese intestinale Cobalamin-Malabsorption auch beim Border Collie (Morgan 1999a) beim Australian Shepherd (Lutz 2012a) und beim Shar-Pei (Grützner 2010a) bekannt. Tiefe Serum-Cobalaminwerte wurden zudem bei Hunden mit exokriner Pankreasinsuffizienz (EPI), gastrointestinalen Erkrankungen und einer geschwächten Bakterienflora festgestellt (Simpson 1989a; Batt 1991a; Batt 1982a).
 
Katze
Katzen mit gastrointesinalen Erkrankungen weisen subnormale Serumcobalamin-Werte auf. Diese Tiere haben eine Metylmalonylazidurie und eine organische Azidämie (Simpson 2001a; Kelmer 2007a; Maunder 2012a; Worhunsky 2013a; Kook 2012a). Ausserdem konnten bei der Katze noch neurologische Symptome, die einer progressiven spinalen Ataxie des Menschen gleichen, festgestellt werden (Salvadori 2003a).
 

Vitamin B12-Bedarf

Unter normalen Bedingungen genügt adulten Wiederkäuern und Pferden die im Darm / Pansen von den Mikroorganismen synthetisierte Vitaminmenge, um den täglichen Bedarf zu decken. Der Bedarf steigt im Allgemeinen bei Stress, Wachstum, Gestation, Laktation, Krankheit und bei erhöhter renaler Ausscheidung sowie insbesondere bei Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes. Die Einnahme von Antibiotika kann den alimentären Vitamin B12-Bedarf ebenfalls erhöhen, da die normale enterische Vitaminproduktion gehemmt wird. Eine mangelhafte Aufnahme von Cholin, Methionin, Folsäure und Kobalt erhöhen ebenfalls den diätetischen Vitamin B12-Bedarf (Fettman 2001b).
 

Cobalamin-Status

Die Serumkonzentration reflektiert nicht die tatsächliche Cobalaminbioverfügbarkeit des Körpers auf zellulärer Ebene. Somit reflektiert eine tiefe Serumcobalaminkonzentration nicht zwingend einen zellulären Cobalaminmangel und eine normale Serumcobalaminkonzentration schliesst eine Defizienz nicht aus (Banerjee 2006a). Somit müssen andere Marker für den tatsächlichen Cobalaminstatus zugezogen werden. Bei vielen Spezies wird dafür die Methylmalonylsäure (MMA) verwendet (Ruaux 2009a; Ruaux 2001a). Bei einer Cobalamindefizienz steigt der MMA-Wert an, da die Aktivität der Methylmalonyl-CoA-Mutase vermindert ist (Lutz 2012a; Ruaux 2009a). Beim Menschen zeichnet sich eine Cobalamindefizienz durch eine Homocysteinämie aus (Carmel 2003a). Diese ist aber bei der Katze nicht mit einer Cobalamindefizienz assoziiert (Ruaux 2001a; Worhunsky 2013a). Bei der Katze können erhöhte Serum-Methionin-, sowie MMA-Werte und erniedrigte Serumcystathion- und Serumcysteinwerte beobachtet werden. Zur Abklärung sollten ebenfalls die Folat-Werte bestimmt werden (Plumb 2011a).
 

Methylmalonylsäure bei Cobalamindefizienz

Katze:> 867 nmol/l (Ruaux 2009a)
 

Leber-Kobalt und Vitamin B12 bei defizienten Wiederkäuern (Fettman 2001b)

Cobalt:< 0,07 ppm/g Leber
Cobalamin:< 0,10 μg/g Leber
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