Wirkungsmechanismus
Informationen zum Wirkungsmechanismus befinden sich unter
Penicillin G.
Weitere Effekte
Erhöhte Ausscheidung von p-Aminohippursäure (PAH)
Organische Säuren wie die Penicilline stimulieren das Transportsystem für schwache organische Säuren in der Niere. Die wiederholte intraperitoneale Gabe von 5, 10 oder 20 mg Oxacillin pro 100 g KGW führte bei adulten Ratten dosisabhängig zu einer erhöhten Ausscheidung der Modellsubstanz PAH (
Braunlich 1982a).
Epileptogener Effekt
Ein Versuch mit 1 mm
2 grossen Gelpellets, welche mit verschiedenen Penicillin-Derivaten getränkt und auf die Oberfläche des cerebralen Kortex aufgebracht wurden, zeigte die epileptogene Potenz der Penicilline. Bei Katzen, welche mit Pentobarbital sediert worden waren, betrug die minimale Menge
Ampicillin zur Auslösung einer epileptogenen Aktivität 50 mg/ml, bei
Meticillin ebenfalls 50 mg/ml, bei Oxacillin 35 mg/ml und bei
Penicillin V und
Penicillin G 5 mg/ml. Bei Ratten, welche mit Urethan anästhesiert worden waren, war die benötigte Konzentration höher, die relative Potenz der untersuchten Penicilline war dieselbe wie im ersten Versuch. Der Vergleich verschiedener Penicillin-Derivate zeigte, dass die zentrale Ringstruktur der Penicilline (
6-Amino-Penizillansäure) nur ein schwaches Convulsivum ist, die verschiedenen Seitenketten aber zu einer starken Steigerung der Krampfwirkung führen können (
Gutnick 1975a;
Schliamser 1991a).
Siehe auch weiter unten "Wirkung auf das Nervensystem: GABA-Rezeptoren"
Relaxation der Uretermuskulatur
Oxacillin relaxiert die glatte Muskulatur der Ureter und erhöht so den Durchfluss; dies gilt sowohl für unverändertes Gewebe als auch für hypertonisiertes. Bei in-situ-Versuchen mit Meerschweinchen, bei welchen der Einfluss von verschiedenen Antibiotika-Konzentrationen auf den Ureter getestet wurde, bewirkte eine Oxacillin-Lösung von 26 μg/ml einen uretrale Fluss, der 50% des Maximalflusses entsprach (
Benzi 1973a).
Wirkung auf das Nervensystem: GABA-Rezeptoren
Penicilline sind GABA
A-Rezeptor-Antagonisten und reduzieren den Chlorid-Einstrom in die Nervenzelle, was bei hohen Penicillin-Konzentrationen zu Krämpfen und epileptogenen Zuständen führen kann (
Davidoff 1972a;
Curtis 1972a). Die Bindung an den GABA
A-Komplex ist reversibel und konzentrationsabhängig (
Tsuda 1994a). Sie bewirkt eine Reduktion der durchschnittlichen Öffnungsdauer des Ionen-Kanals und eine Erhöhung der Kanal-Öffnungs-Frequenz (
Twyman 1992a).
Die höchste Affinität zum GABA
A-Komplex zeigen
Cloxacillin,
Dicloxacillin und Flucloxacillin, gefolgt von Oxacillin, Pheneticillin und
Benzylpenicillin.
Ampicillin zeigt die schwächste Affinität (
Antoniadis 1980b). Der genaue Wirkungsmechanismus ist umstritten. Curtis et al. vermuten einen nicht-kompetitiven Antagonismus an der Picrotoxin-Bindungsstelle des GABA
A-Komplexes (
Curtis 1972a). Andere Autoren zeigen eine Bindung an die Benzodiazepin-Bindungsstelle (
Antoniadis 1980a). Tsuda et al. vermuten, dass der prokonvulsive Effekt nicht auf einer Bindung an den Picrotoxin- oder Benzodiazepin-Rezeptor beruht, sondern auf einer direkten Interaktion mit dem Chlorid-Kanal (
Tsuda 1994a).