Absorption
Neostigmin wird nach oraler Applikation schlecht resorbiert und muss deshalb bei systemischer Anwendung parenteral verabreicht werden (
Löscher 1999d). Die schlechte Absorption nach oraler Verabreichung ist auf die quaternäre Nitrogenstrukur zurückzuführen (
Adams 2001c); beim Menschen werden nur 1 - 2% der verabreichten Dosis absorbiert (
Plumb 1999a;
McEvoy 1992a). Nach nasaler Verabreichung beim Meerschweinchen wird der Wirkstoff jedoch sehr gut absorbiert (
Fossati 1990a).
Verteilung
Wegen seiner quaternären Ammoniumstruktur passiert Neostigmin in den üblichen Dosierungen die Plazentaschranke nicht. In der menschlichen Milch konnte der Wirkstoff bisher auch nicht nachgewiesen werden (
Plumb 1999a;
McEvoy 1992a). Im Gegensatz zu Physostigmin durchtritt Neostigmin nach niedrigen Dosierungen die Blut-Hirn-Schranke nicht (
McEvoy 1992a;
Löscher 1999d;
Adams 2001c). In hohen Dosierungen könnte es jedoch sein, dass Neostigmin diese Barrieren durchtritt (
McEvoy 1992a). Die höchsten Konzentrationen des Wirkstoffes und auch des Metaboliten 3-Hydroxyphenyltrimethylammonium (3-OH PTM) werden in der Leber gemessen. Aber auch in der Herzmuskulatur können hohe Konzentrationen nachgewiesen werden (
McEvoy 1992a).
Metabolismus
Neostigmin wird durch die Cholinesterasen zum pharmakologisch schwach aktiven 3-Hydroxyphenyltrimethylammonium (3-OH PTM) hydrolysiert. Zudem wird Neostigmin in der Leber durch mikrosomale Enzyme metabolisiert (
McEvoy 1992a;
Plumb 1999a).
Elimination
Unverändertes Neostigmin und sein Hauptmetabolit 3-OH PTM, in freier und konjugierter Form, werden über den Urin ausgeschieden (
McEvoy 1992a). Nach einer parenteralen Verabreichung werden ca. 80% der Dosis innerhalb von 24 h über den Urin ausgeschieden, 50% davon unverändert und der Rest in Form von Metaboliten (
McEvoy 1992a;
Plumb 1999a). Die Elimination aus dem Plasma erfolgt innerhalb von 20 min (
Baker 1978a).
Bioverfügbarkeit
Wegen der geringen Absorption nach der oraler Verabreichung ist die Bioverfügbarkeit nach dieser Applikationsart sehr klein (
Fossati 1990a).
Meerschweinchen: | nach intranasaler Applikation von 50 - 100 µg/kg: nahezu 100%. Bei dieser Verabreichungsform gelangt der Wirkstoff direkt in die systemische Zirkulation und die Verminderung der Wirkstoffkonzentration durch einen First-Pass-Effekt in der Leber wird vermieden (Fossati 1990a). |
Wirkungseintritt
Allgemein: | nach parenteral: 10 - 20 min |
| nach p.o.: 2 - 4 h (Ungemach 1999c) |
Stimulation der Peristaltik
Wirkungsdauer
Allgemein: | nach systemischer Verabreichung: 1 - 2 h (Löscher 1999d) |
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Mensch: | nach parenteraler Verabreichung: bis zu 4 h (Plumb 1999a) |
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Myastheniapatienten: | nach p.o.: sehr unterschiedliche Wirkungsdauer, je nach physischer und emotionaler Verfassung und Krankheitsgrad des Patienten (McEvoy 1992a). |
| nach i.m.: 2,5 - 4 h (McEvoy 1992a) |
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Meerschweinchen: | nach nasaler Verabreichung ist die Halbwertszeit 7-mal länger als nach intravenöser Verabreichung der gleichen Dosis. Dies führt zu einer längeren Wirkungsdauer (Fossati 1990a). |
Wirkungsmaximum
Skelettmuskulatur
Mensch: | nach parenteraler Verabreichung: 20 - 30 min (McEvoy 1992a) |
Wirkspiegel
Maximale Plasmakonzentration (Cmax)
Meerschweinchen: | nach i.v. 50 µg/kg: 310,35 ± 103,71 ng/ml |
| nach nasal 50 µg/kg: 96,12 ± 81,16 ng/ml |
| nach nasal 100 µg/kg: 336,12 ± 107,33 ng/ml (Fossati 1990a) |
Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration (Tmax)
Meerschweinchen: | nach nasal 50 µg/kg: 35,83 ± 42,36 min |
| nach nasal 100 µg/kg: 22,50 ± 8,22 min (Fossati 1990a) |
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Mensch (Myastheniapatienten): | nach p.o. 30 mg: 1 - 2 h, mit beachtlichen individuellen Unterschieden (McEvoy 1992a) |
Eliminationshalbwertszeit
T½α
Hund: | nach i.v. 13 µg/kg: 0,35 - 1,55 min (Baker 1978a) |
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Meerschweinchen: | nach nasal 50 µg/kg: 5,03 ± 3,77 min |
| nach nasal 100 µg/kg: 5,90 ± 2,88 min (Fossati 1990a) |
T½β
Verteilungsvolumen
AUC
Meerschweinchen: | nach i.v. 50 µg/kg: 10086,66 ± 7006,43 ng●ml/min |
| nach nasal 50 µg/kg: 13233,39 ± 4252,92 ng●ml/min |
| nach nasal 100 µg/kg: 32797,41 ± 10304,04 ng●ml/min (Fossati 1990a) |
Plasmaproteinbindung
Neostigmin wird zu 15 - 25% an Plasmaproteine gebunden (
Plumb 1999a;
McEvoy 1992a).
Clearance