Bedarf
Der Niacin-Bedarf steigt beim Vorhandensein von metabolischen Faktoren, welche die Konversion von Tryptophan zu Niacin beeinträchtigen. Beispiele sind eine geringe Tryptophan-Aufnahme oder das Carzinoidsyndrom, bei dem Tryptophan zu 5-Hydroxytryptophan und Serotonin anstelle von Niacin oxidiert wird. Diese Faktoren beeinträchtigen die Niacinsynthese und steigern somit den Bedarf an dietätischem Niacin (
National Academy Press 1998a).
Der Niacin-Bedarf wird bei einer längeren Aufnahme von Isoniazid (Antibiotikum) ebenfalls erhöht, da dieses mit dem Pyridoxal-5-phosphat interagiert; ein Vitamin-B
6-Coenzym, welches mit dem Tryptophan-Niacin-Stoffwechselweg interagiert (
National Academy Press 1998a). Zudem bestehen Interaktionen mit anderen Vitaminen, wie zum Beispiel mit Riboflavin und Vitamin B
6. Diese werden für die Synthese von Flavinmononukleotid (FMN) benötigt. FMN wird wiederum für die Bildung der Oxidase gebraucht, welche das Coenzym Pyroxodal-5-Phosphat oxidiert, wobei Pyroxodal-5-Phosphat für die Konversion von Tryptophan zu Niacin benötigt wird. Eisen und Flavin-Adenin-Dinukleotid (FAD) interagieren mit der Synthese des Niacins aus Tryptophan. Bei inadäquaten Spiegeln von Riboflavin, Eisen oder Vitamin B
6 ist die Konversion erniedrigt und der Bedarf aus der Nahrung dadurch erhöht (
National Academy Press 1998a). Andere Faktoren, die den Niacinbedarf erhöhen, sind Stress, Gestation, Laktation und eine erhöhte renale Exkretion (
Fettman 2001b). Für Katzen ist Niacin essentiell, da diese nicht genügend Niacin aus Tryptophan synthetisieren können (
MacDonald 1984a;
Da Silva 1952a).
Geflügel
Ein Gehalt von 27 mg/kg Futter für Hühner und 55 - 70 mg/kg Futtter für Gänse und Puten sollte ausreichen (
Kroker 2010d).
Hypovitaminose
Bei Tierversuchen wurde festgestellt, dass eine Niacin-Restriktion zu verringerten NAD
+- und Poly(ADP-Ribose)-Spiegeln führt. Die Folge dieser verringerten Spiegel ist eine geringere Expression von p53, wodurch die zelluläre Antwort auf DNA-Schäden reduziert wird. Die verringerte Zellantwort ist unter anderem auch auf die Inhibition der Poly(ADP-Ribose)-Polymerase (PARP) bei Niacinmangel zurückzuführen. PARP ist ein Enzym, welches eine wichtige Rolle in der Überwachung von DNA-Schäden spielt (
Spronck 2002a;
Zhang 1993a;
Spronck 2007a).
Mensch
Bei Menschen manifestiert sich ein Niacinmangel als Pelagra (
Kroker 2010d). Diese Erkrankung ist durch einen symmetrischen pigmentierten Ausschlag, der an Sonnenlichts exponierten Stellen auftritt, charakterisiert. Weitere Symptome sind: Erbrechen, Konstipation oder Diarrhoe, eine hellrote Zunge, neurologische Symptome, Depression, Apathie, Kopfschmerzen, Erschöpfung und Gedächtnisverlust. Die Krankheit tritt nicht nur bei mangelnder dietätischer Aufnahme, sondern auch bei chronischem Alkoholismus und bei Menschen mit Tryptophan-Stoffwechselstörungen auf (
National Academy Press 1998a).
Hund
Beim Hund manifestiert sich ein Niacinmangel als "Black tongue"; bei dieser Krankheit verfärbt sich die Zunge rötlich-schwarz, der Speichel verdickt sich und es treten Ulzerationen auf (
Kroker 2010d).
Katze
Bei der Katze treten Ulzerationen der Mundschleimhaut auf (
Kroker 2010d).
Schweine
Schweine weisen bei einer Hypovitaminose Dermatiden und intestinale Nekrosen auf (
Kroker 2010d).
Geflügel
Beim Geflügel treten Perosis-ähnliche (Beindeformationen infolge Vitaminmangel) Symptome auf; besonders anfällig sind Puten, Enten und Gänse (
Kroker 2010d).
Vitaminstatus
Zur Statusbestimmung kann man sowohl klinische wie auch biochemische Veränderungen messen. Dazu zählen die Exkretion von methylierten Metaboliten im Urin, das Verhältnis von 2-Pyridon zu N
1-Methylnicotinamid im Urin, Erythrozyten-Pyridinnukleotide, der orale-Dosis-Aufnahmetest und die Messung von NAD und 2-Pyridon-Derivaten im Plasma. Die biochemischen Veränderungen treten vor den klinischen Symptomen auf und bieten so die Möglichkeit, einen Mangel frühzeitig zu erkennen (
National Academy Press 1998a).
Exkretion im Urin
Die sensitivste Messmethode für die Niacin-Statusbestimmung ist die Exkretion von N
1-Methylnicotinamid und seiner 2-Pyridon-Derivate (N
1-Methyl-2-Pyridon-5-Carboxamid) im Urin (
National Academy Press 1998a).
Plasmakonzentration
Bei einer Hypovitaminose sinken beim Menschen die 2-Pyridon-Derivate unter die Detektionslimite. Andere Niacinderivate und das Niacin selber sind keine brauchbaren Marker für die Statusbestimmung (
Jacob 1989a).
Erythrozyten-Pyridinnukleotide
Die Analyse der NAD-Konzentration in den Erythrozyten ist ein sensitiver Indikator für die Niacin-Depletion (
Cymbaluk 1978a;
Jacobson 1979a).