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Lokale Nebenwirkungen

Kommerziell erhältliche injizierbare Präparate dürfen weder subkutan noch paravenös gespritzt werden, da es sonst zu Gewebeirritationen und Nekrosen kommen kann. In solch einem Fall wird empfohlen, lokal feuchte Hitze anzuwenden und 0,5% -ige Procain-HCl Lösung zu infiltrieren (Plumb 2011a).
 

Systemische Nebenwirkungen

Leber

Zytotoxische Leberschäden, in Zusammenhang mit einem Anstieg der Leberenzyme, sind bei Hunden häufig anzutreffende Folgen einer Phenobarbital-Dauertherapie (Smith Bailey 2009a; Plumb 2011a). Insbesondere in hohen Serum-Konzentrationen (≥ 30 - 40 μg/ml) wirkt der Stoff toxisch auf die Leber (Boothe 2001b). Seltener kommt es zu idiosynkratischen akuten hepatotoxischen Reaktionen (Ammer 2010a). Eine Lebertoxizität äussert sich mit klinischen Symptomen wie Anorexie, Sedation, Ataxie, Ikterus und Aszites (Thomas 2000a); es empfiehlt sich, das Medikament bei einem Anstieg des Serum-Bilirubins, der Serum-Gallensäuren oder beim Auftreten einer Hypoalbuminämie abzusetzen (Plumb 2011a).
 
Bei 18 Hunden mit idiopathischer Epilepsie, welche Phenobarbital im Mittel 39 Monate lang in einer durchschnittlichen Dosierung von 10,4 mg/kg/Tag erhielten und sich die Phenobarbital-Konzentration im Serum bei 12 Hunden auf 40 μg/ml belief, sind folgende Auffälligkeiten in der chemischen Blutanalyse beobachtet worden: Albumin ≤ 2,2 g/dl bei 12 Tieren, Alkalische Phosphatase ≥ 169 U/l bei 18 Hunden, Alanin Transaminase ≥ 57 U/l bei 15 Hunden, Bilirubin ≥ 1 mg/dl bei 7 Tieren; 10 Tiere starben in der Folge. Die Sektion und Biopsie zeigte chronische Leberfibrosen mit nodulärer Regeneration (Zirrhose) bei 6 Hunden. Bei einem Tier fiel die Leber durch ein hepatozelluläres Karzinom auf, war dabei aber nur leicht zirrhotisch verändert (Dayrell-Hart 1991a).
 

Vitamin D3-Metabolismus

Ein Versuch über den Effekt von Phenobarbital auf den Metabolismus von Vitamin D3 und 25-Hydroxyvitamin D3 (25(OH)D3 in der Leber von Hunden zeigte, dass bei den meisten Tieren eine Phenobarbital-Gabe mit einem Anstieg der hepatischen Clearance von Vitamin D3 und einer erhöhten Produktion von 25(OH)D3 vergesellschaftet ist (Gascon-Barre 1986a).
 

Haut

Die Langzeitgabe des Medikaments kann bei Hunden, aufgrund von auftretenden Hepatopathien zu schwerwiegenden, oberflächlichen nekrolytischen Dermatitiden führen. Dabei sind typischerweise die Pfotenballen betroffen. Hautveränderungen, wie Hyperkeratose, Erythem, Krusten, Alopezie, Erosionen, Ulcerationen, Fissuren, Schuppen, Papeln und Pusteln können aber auch am mukokutanen Übergang der Maulschleimhaut, an den Genitalien, Nase, Ellbogen, Sprungelenk, periokkulär, abdominal und inguinal auftreten (March 2004a). Eine junge Katze zeigte 4 Wochen nach Therapiebeginn (4 mg/kg, 2 × täglich) erythematöse Hautveränderungen an den Pfoten, Ulcerationen und exsudativen Läsionen am mukoktanen Übergang im Maul und krustöse Veränderungen beidseitig an der Pinna. Zusätzlich litt das Tier an einer generalisierten Lymphadenopathie. Phenobarbital wurde durch Kaliumbromid ersetzt und die Hautveränderungen heilten in der Folge ab (Ducote 1999a).
 

Blut

Selten treten reversible Störungen des hämatopoetischen Systems auf (Ammer 2010a). Bei Katzen (Smith Bailey 2009a) ebenso wie bei Hunden wurde von Anämien, Leuko- und Thrombozyto-, sowie von Panzytopenien berichtet (Jacobs 1998a), die im Zusammenhang mit einer Phenobarbital-Therapie auftraten (Papich 2007a; Bersan 2014a). Störungen der Blutgerinnung wurden bei Kaninchen untersucht. Die Tiere bekamen Dosen von 12,5, 20 und 50 mg/kg/Tag per Magensonde zwei Wochen lang verabreicht. Bereits am 8. Tag war die partielle Thromboplastinzeit, sowie der Thrombotest® verlängert. Am Tag 14 konnte ausserdem eine erniedrigte Aktivität des Faktor IX verzeichnet werden (Mochizuki 2009a).
 

Fettstoffwechsel und Pankreas

Eine Kombinationstherapie mit Kaliumbromid und Phenobarbital steigert das Risiko einer Pankreatitis (Gaskill 2000a). Bei Hunden die diese Medikamentenkombination über längere Zeit verabreicht bekommen (≥ 3 Monate), kann sich eine Hypertriglyzeridämie entwickeln. Da dies ein Risikofaktor für eine Pankreatitis darstellt, wird empfohlen die Nüchtern-Triglyzerid-Konzentration periodisch zu überprüfen (Kluger 2008a).
 

Nebennierenrinde

Eine 2 Jahre alte Irish-Setter Hündin, welche aufgrund einer idiopathischen Epilepsie seit 3 Wochen p.o. Phenobarbital in einer Dosierung von 2,33 mg/kg 2 × täglich erhielt, wurde mit einer Addison-Krise und damit einhergehenden Symptomen wie Anorexie, Lethargie, Erbrechen und Diarrhoe in die Klinik eingewiesen. Es wird vermutet, dass die Hündin bereits an einer vorbestehenden symptomlosen Nebennieren-Insuffizienz litt und Phenobarbital durch seinen Einfluss auf den Kortikoid-Blutspiegel die Addison-Krise initiiert hatte (Simerdova 2015a).
 

Hund und Katze

Zu den häufigsten Nebenwirkungen bei Hunden und Katzen zählen Sedation, Ataxie (Suiter 2016a), Polyphagie und Polydypsie. Initial ist die Sedation sehr ausgeprägt, wird aber nach circa einwöchiger Therapie durch eine selektive Toleranzentwicklung abgeschwächt (Ammer 2010a; Thurman 1990a). Insbesondere zu Beginn der Therapie können Hunde mit Ängstlichkeit, Übererregbarkeit, Agitiertheit oder Lethargie reagieren (Thomas 2000a). Eine Phenobarbital-assoziierte Dyskinesie (Störung eines Bewegungsablaufs) wird als weitere Nebenwirkung bei Hunden beschrieben (Kube 2006a; Bhatti 2015a).
 

Phenobarbital-induziertes Pseudolymphom

Fallbericht Hund:
Ein 1,5 Jahre alter, kastrierter Shepherd-Mix Rüde wurde aufgrund einer idiopathsichen Epilepsie mit Levetiracetam und Phenobarbital behandelt. Der Hund wurde mit einer seit drei Tagen andauernden progredienten Ataxie, Benommenheit, Fieber und Lethargie vorgestellt. Im Abdomen-Ultraschall stellte man eine generalisierte Lymphadenopathie, Spleno- und Hepatomegalie fest; das Fieber persistierte trotz der Gabe von Antibiotika. Die Serumkonzentrationen von Levetiracetam und Phenobarbital lagen im therapeutischen Bereich. Aufgrund des Verdachtes eines Phenobarbital-induzierten Pseudolymphoms wurde Phenobarbital abgesetzt und der Hund auf Zonisamid umgestellt. Innerhalb von 24 Stunden ging das Fieber zurück. Die übrigen Symptome normalisierten sich innerhalb einer Woche (Lampe 2017a).
 
Fallbericht Katze 1:
Eine 4,5 Jahre alte, kastrierte weibliche Kurzhaarkatze wurde wegen generalisierten Anfällen mit Phenobarbital behandelt. Unter der Therapie entwickelte das Tier eine schwere generalisierte Lymphadenopathie. Die zytologische Untersuchung der Lymphknoten ergab eine reaktive Lymphozytenpopulation. In der Folge wurde Phenobarbital durch den Wirkstoff Levetiracetam ersetzt. Zehn Tage nach Absetzen von Phenobarbital normalisierte sich die Lymphknotenvergrößerung. Die Diagnose lautete Pseudolymphom als reversible Folgeerscheinung der Phenobarbital-Therapie (Baho 2011a).
 
Fallbericht Katze 2:
Eine zweijährige, kastrierte Hauskatze wurde mit Apathie, Appetitlosigkeit und generalisierter Lymphknotenvergrösserung vorgestellt. Aufgrund generalisierter Anfälle wurde die Katze seit einem Monat mit Phenobarbital therapiert. Ein Feinnadelaspirat der poplitealen Lymphknoten ergab eine reaktive Lymphknotenhyperplasie. In Abwesenheit einer anderen Ursache wurde die Lymphadenomegalie einer unerwünschten Arzneimittelreaktion zugeschrieben und die Diagnose lautete Phenobarbital-induziertes Pseudolymphom. Phenobarbital wurde abgesetzt. Der Zustand der Katze verbesserte sich, und die Lymphknoten normalisierten sich in den nächsten 10 Tagen (Lieser 2018a).

Fallbericht Katze 3:
Eine 3 Jahre alte, weibliche, kastrierte Katze wurde aufgrund einer idiopathischen Epilepsie mit Phenobarbital behandelt. Die Initialdosierung betrug 11,25 mg zweimal täglich. Aufgrund einer übermässigen sedierenden Wirkung wurde die Dosis nach 10 Tagen auf morgens 7,5 mg und abends 11,25 mg reduziert. 3 Wochen nach Therapiebeginn wurde die Katze wegen Apathie, Anorexie und geschwollenen Pfoten erneut dem Tierarzt vorgestellt. Bei der Untersuchung wurden abdominal sowie peripher vergrösserte Lymphknoten festgestellt. Aufgrund des Verdachts auf ein medikamenteninduziertes Pseudolymphom wurde die Phenobarbitaldosis reduziert und eine Behandlung mit Levetiracetam 20 mg/kg 3x täglich eingeleitet. Weitere Reduktionen bis zum vollständigen Absetzen von Phenobarbital sollten folgen, wegen der sich aber progredienten Verschlechterung des Allgemeinzustandes der Katze wurde das Tier 2 Tage später euthanasiert. (Anonymous 2023a).
 

Pferd

Für Pferde existieren weitaus weniger Informationen über unerwünschte Wirkungen. Es können aber ähnliche Nebenwirkungen erwartet werden, wie sie für andere Spezies beschrieben sind (Plumb 2011a).
 

Laborwerte und Funktionstests

Klinische Chemie

Eine Langzeittherapie mit Phenobarbital kann ein Anstieg der Leberwerte sowie des Cholesterols und der Triglyzeride hervorrufen (Bhatti 2015a).
 

BSP-Retentions-Test

Barbiturate können die Retention von Bromosulfophthalein (BSP; Sulfobromophthalein) erhöhen und zu falsch erhöhten Resultaten führen. Deshalb wird geraten, 24 Std vor einem BSP-Retentions-Test keine Barbiturate zu verabreichen (Plumb 2011a).
 

Schilddrüsenfunktionstest

Der Wirkstoff kann zu einer Senkung des freien Thyroxin (fT4) und des totalen Thyroxin (tT4) im Serum führen sowie die Serumkonzentration des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) erhöhen (Bossens 2016a).
 
Obschon eine Studie, bei welcher Hunde im Durchnitt 12,5 Monate lang eine mittlere Dosis von 4,0 mg/kg/Tag Phenobarbital erhielten, eine Zunahme der TSH-Serum-Konzentration, sowie die Abnahme vom T4 beschreibt, und damit zur Vorsicht bei der Interpretation von Schilddrüsentests rät, macht eine andere Publikation deutlich, dass eine kurzzeitige Gabe von Phenobarbital (1,8 mg/kg - 3 mg/kg, 2 × täglich, 1 Woche lang; danach 2,7 mg/kg - 4,5 mg/kg, 2 × täglich, 2 Wochen lang) die Schilddrüsenfunktion, wie auch die Serumkonzentration von tT4, fT4 oder TSH, nicht beeinflusst (Daminet 1999a).
 

Low dose Dexamethason Suppressions Test

Durch eine Erhöhung der Dexamethason Clearance kann Phenobarbital bei Hunden zu einem falsch positiven low dose Dexamethason Suppressions Test führen (Plumb 2011a).
 

ACTH-Stimulations Test

Weder der endogene Cortisol-Metabolismus noch eine exogene ACTH-Verabreichung werden beeinflusst. Ein ACTH-Stimulations-Test bleibt durch Phenobarbital somit unbeeinflusst (Dyer 1994a; Plumb 2011a).

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