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Weichteilverletzungen

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Gelegentlich treten Weichteilverletzungen aufgrund von Traumata, Verbrennungen und Bisswunden durch Artgenossen oder andere Tiere auf.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Aggressionen treten häufig in Gruppen auf, insbesondere wenn mehrere nicht kastrierte Tiere gehalten werden oder bei Überbelegung. Wenn die Tiere nicht optimal gehalten werden, kann es zu Aggressionen durch Wildtiere, andere Haustiere oder Verletzungen durch Käfigstrukturen sowie Selbstverstümmelung kommen.
 
Verbrennungen können durch eine zu warme Quelle im Käfig entstehen (z.B. Wärmematte, Lampe zu nah am Tier).
 
Komplikationen: Sepsis.
 

Erreger

Maulflora des beissenden Tieres und/oder Kontamination mit fakultativ pathogenen Bakterien der Umwelt und/oder der Hautflora.
 
Maulflora von Kaninchen und kleinen Nagern: Corynebacterium spp., Staphylococcus spp., Streptococcus spp., Enterococcus faecalis, Actinobacillus spp., Escherichia coli, Pasteurella spp., Bacillus spp., Francisella tulerensis, Haemophilus spp., Spirillum minus (Ratten).
 
Infektion nach Vogelbisswunde: Streptococcus spp., Clostridium spp., Bacteroides spp., Pseudomonas aeruginosa.
 
Infektion nach Schlangenbisswunde: Proteus spp., Morganella morganii, Aeromonas hydrophila, Enterococcus faecalis, Clostridium spp., Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus spp., Streptococcus spp., Providencia rettgeri, Bacteroides spp., Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Acinetobacter spp., Serratia marcescens.
 
Infektion nach Leguanenbisswunde: Serratia marcescens, Staphylococcus aureus.
 
Maulflora Katze: Pasteurella spp., Streptococcus spp., Staphylococcus spp., Neisseria spp., Moraxella spp., Corynebacterium spp., Enterococcus spp., Bacillus spp., Fusobacterium spp., Porphyromonas spp., Bacteroides spp., Prevotella spp., Propionibacterium spp.
 
Maulflora Hund: Pasteurella spp., Streptococcus spp., Staphylococcus spp., Neisseria spp., Corynebacterium spp., Moraxella spp., Enterococcus spp., Bacillus spp., Fusobacterium spp., Porphyromonas spp., Prevotella spp., Propionibacterium spp., Bacteroides spp., Peptostreptococcus spp.
 

Symptome

Sichtbare Verletzung, Exsudat, Schwellungen, Rötung, Nekrose, Abszesse, Apathie, Anorexie, Bewegungseinschränkungen.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Ultraschall, Röntgen, CT), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Tupfer für Zytologie, Kultur und Antibiogramm.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Kleine Wunden mit geringer Kontamination können mit lokaler antiseptischer Therapie behandelt werden.
 
Ist die Wunde stark kontaminiert und infiziert, sollte eine chirurgische Therapie (Débridement, Spülung) mit einer medikamentösen Therapie (Analgesie, entzündungshemmende Medikamente, lokale Antiseptika, evtl. Antibiotika) kombiniert werden.
 
Die Anwendung von topischen Medikamenten ist bei Kaninchen aufgrund ihres intensiven Pflegeverhaltens nicht sinnvoll. Medikamente, die bei oraler Einnahme toxisch sind oder schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen, sollten nicht lokal angewendet werden (siehe «Kontraindikationen» des allgemeinen Teils).
 

Antibiotika

Systemische Antibiotika sollten nur bei infizierten, tiefen und/oder grossflächigen Wunden in Kombination mit einer chirurgischen Therapie und dem Antibiogramm angepasst eingesetzt werden.
 
Als «first line» Antibiotikum ist Trimethoprim-Sulfonamid indiziert. Bei infektiösen Hauterkrankungen wird es ebenfalls eingesetzt. Diese Kombination wirkt bakterizid, besitzt ein breites Wirkspektrum und verursacht selten Nebenwirkungen. Aufgrund des Risikos einer Kristallbildung in den Nierentubuli durch Trimethoprimderivate in saurem Urin (bei Herbivoren selten), ist Trimethoprim-Sulfonamid bei vorbestehender Niereninsuffizienz kontraindiziert. Es gibt variable Resistenzraten gegen Anaerobier, Staphylokokken und E. coli und es wirkt nicht gegen Pseudomonas aeruginosa.
 
Als «second line» Antibiotika sind Penicillin G parenteral oder Chloramphenicol peroral indiziert.
 
Penicillin G parenteral (s.c.) wirkt gegen zahlreiche grampositive und anaerobe Bakterien sowie gegen Pasteurellaceae. Depotpräparate (Procain-/Benzathin-Benzylpenicillin) sind ebenfalls wirksam. Als Nebenwirkungen können gastrointestinale Störungen, Hautreaktionen an der Injektionsstelle oder Anaphylaxie auftreten. Trotz dieser möglichen Nebenwirkungen gilt dieses Antibiotikum als sicher, wenn es parenteral verabreicht wird.
 
Chloramphenicol ist auch oral verabreicht verträglich und wirkt gegen viele grampositive, gramnegative und anaerobe Bakterien. Der Wirkstoff kann beim Menschen eine aplastische Anämie verursachen. Deshalb wird dringend empfohlen, Chloramphenicolpräparate nur mit Handschuhen und erhöhter Vorsicht zu verabreichen.
 
Enrofloxacin und Marbofloxacin sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden, weil sie zu den kritischen Antibiotika gehört und es gegen diese Antibiotika variable Resistenzraten gibt. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen, können peroral oder parenteral (s.c., i.m., i.v.) verabreicht werden und gelten als verträgliche Antibiotika.
 
Zur Kompensation der reduzierten Wirkung auf grampositive Bakterien (Enrofloxacin) und Anaerobier (Enrofloxacin und Trimethoprim-Sulfonamid) können Trimethoprim-Sulfonamid und Enrofloxacin mit Metronidazol kombiniert werden, insbesondere bei Bisswunden. Metronidazol wirkt gegen anaerobe Bakterien und Protozoen und verursacht selten Nebenwirkungen. Resistenzen sind bei Actinomyces spp. und Bacteroides spp. möglich.
 
Es werden auch lokale antibiotische Behandlungen mit variablem Erfolg eingesetzt. Solche Behandlungen sollten immer durch eine adäquate systemische Antibiose unterstützt werden.
 
Weichteilverletzungen, infizierte oder stark kontaminierte Verletzungen
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineTrimethoprim-Sulfonamid30 mg/kg 2 × täglich p.o.
oder
30 mg/kg 1 - 2 × täglich s.c.
Bis AbheilungTrimethoprim-Sulfonamid nicht bei Niereninsuffizienz
 Kombination möglich mit
Metronidazol
20 mg/kg 2 × täglich p.o.  
Second lineChloramphenicol25 mg/kg 2 - 3 × täglich p.o.Bis AbheilungChloramphenicol kann beim Menschen aplastische Anämie verursachen, NUR mit Handschuhen verabreichen
 Penicillin G (inkl. Depotpräparate)42'000 - 60'000 IU/kg 1 × täglich oder jeden 2. Tag s.c. Penicillin G NIE peroral Verabreichen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.v.
oder
5 - 20 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o.
Bis AbheilungKritische Antibiotika
 Marbofloxacin2 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o.
oder
2 mg/kg 1 × täglich s.c./i.m./i.v.
  
 Kombination möglich mit
Metronidazol
20 mg/kg 2 × täglich p.o.  
 

Resistenzlage

Bei mehreren Bakterienspezies sind Resistenzen gegen mehrere Antibiotika nachgewiesen worden.
 
MRSA (Methicillin resistant Staphylococcus aureus) Staphylokokken sind resistent gegen Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme und oft gegen viele andere Antibiotika (einschliesslich Chloramphenicol, Fluorchinolone) und kommen bei verschiedenen Tierarten und beim Menschen vor. Eine Mensch-Tier (und umgekehrte) Übertragung von solchen Bakterien wurde nachgewiesen.
 
Die Durchführung eines Antibiogrammes ist besonders empfehlenswert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin), insbesondere wenn die antibiotische Therapie über einen mehrwöchigen Zeitraum durchgeführt werden soll.
 

Unterstützende Massnahmen

Assistierte Fütterung, Flüssigkeitstherapie bei Hyporexie oder Anorexie, Hygiene.
 
Optimale Haltungsbedingungen.
 

Prävention

Kastration der Tiere bei Gruppenhaltung, artgerechte Gruppenzusammensetzung.
 
Der Art entsprechende Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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