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Gastrointestinale Hypomotilität

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Die gastrointestinale Hypomotilität (auch oft als gastrointestinale Stase bezeichnet) tritt bei Kaninchen häufig auf.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Gastrointestinale Hypomotilität steht oft im Zusammenhang mit einer nicht artgerechten Ernährung (rohfaserarm, Obesitas) aber auch Schmerzen (z.B. Zahnerkrankungen, Harnwegserkrankungen), Stress (z.B. neues Partnertier) oder Fremdkörpern (z.B. Bezoare).
 
Zu wenig Bewegung kann prädisponierend sein.
 
Komplikationen einer gastrointestinalen Hypomotilität können sein:
-Obstruktion, Tympanie
-Dysbiose
-Ileus
-Hepatische Lipidose, Ketoazidose (v.a. bei obesen Tieren).
 

Erreger

Im Zusammenhang mit einer gastrointestinalen Hypomotlität kann es zu einer Überwucherung fakultativ pathogener Bakterien wie Clostridium spp. und E. coli kommen, mit der Gefahr einer Enterotoxämie (siehe auch Kapitel 1.1.2 Gastroenteritis).
 

Symptome

Progressive Hyporexie (über 2-7 Tage) bis Anorexie, Gewichtsverlust, Dehydratation, Absatz von kleinen, trockenen Kotballen bis zum Aussetzen des Kotabsatzes, Apathie, weitere schmerzbedingte Symptomatik wie Bruxismus, weniger Bewegung, gekrümmte Position, Absondern von der Gruppe.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Bei der Palpation des Abdomens auf Magen-, Darm- und Caecuminhalt sowie Anzeichen von Tympanie achten. Der Mageninhalt ist teigig bis fest (je nachdem, wie viel Wasser schon resorbiert wurde).
 
Eine Maulhöhlenuntersuchung ohne Allgemeinanästhesie mit Otoskop oder Kindernasenspekulum und einer starken Lichtquelle sollte bei jeder klinischen Untersuchung durchgeführt werden.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Röntgen, Ultraschall - insbesondere bei Verdacht auf Fremdkörper), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger bei Verdacht auf Überwucherung: Kotabstriche (nativ und Gramfärbung) erlauben eine erste «in-house» Erregerzuordnung, z.B. bei Clostridium spp., bei übermässig vorhandenen Enterobacteriaceae oder Hefen. Eine ergänzende Erregeranzüchtung durch eine Laboruntersuchung mit Antibiogramm wird empfohlen.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Grundlagen der Therapie sind Rehydratation und Analgesie, ergänzt durch assistierte Fütterung, Simeticon (bei Gasbildung) und Behandlung der Grunderkrankung.
 
Ergänzungsfuttermittel helfen bei der Wiederherstellung der Mikroflora. Bei leichten Dysbiose-Fällen kann eine Therapie ohne Antibiotika und mit Einsatz von Ergänzungsfuttermittel (oder Transfaunation) erfolgreich sein.
 
Der Einsatz von Prokinetika wie Metoclopramid wird kontrovers diskutiert, das Vorliegen eines Fremdkörpers muss ausgeschlossen sein.
 

Antibiotika

Antibiotika sind nur indiziert, wenn der Verdacht auf eine Dysbiose besteht.
 
Fälle ohne oder mit leichtgradiger Dysbiose können mit der hier oben beschriebenen Therapie behandelt werden und der Einsatz von Antibiotika kann in Frage kommen, wenn keine Verbesserung oder eine Verschlechterung des Allgemeinzustands des Tiers eintreten.
 
Chloramphenicol peroral ist das Mittel der Wahl. Dieses Antibiotikum ist auch oral verabreicht verträglich und wirkt gegen viele grampositive, viele gramnegative und anaerobe Bakterien, inklusiv Clostridium spp. und E. coli.
 
Als «second line» Antibiotikum ist Metronidazol indiziert. Es wirkt gegen anaerobe Bakterien und Protozoen und verursacht selten Nebenwirkungen. Es ist v.a. bei Hinweisen auf eine Überwucherung mit Clostridien indiziert. Wirkt nicht gegen E. coli.
 
Eine Kombination von Metronidazol und Enrofloxacin (oder Marbofloxacin) ist nur bei hochgradigen Fällen mit dem Verdacht auf eine Enterotoxämie indiziert (siehe Kapitel 1.1.2 Gastroenteritis).
 
Dysbiose
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First LineChloramphenicol25 mg/kg 2 - 3 × täglich p.o.Bis klinische AbheilungKann beim Menschen aplastische Anämie verursachen, NUR mit Handschuhen verabreichen
Second LineMetronidazol20 mg/kg 2 × täglich p.o.3 - 5 TageNur gegen Anaerobier wirksam
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Metronidazol20 mg/kg 2 × täglich p.o.3 - 5 TageFluorchinolone sind kritische Antibiotika, nur in Kombination mit Metronidazol bei hochgradigen Fällen einsetzen
 mit Enrofloxacin5 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.v.
oder
5 - 20 mg/kg 2 × täglich p.o.
  
 oder Marbofloxacin2 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o.
oder
2 mg/kg 1 × täglich s.c./i.m./i.v.
  
 

Resistenzlage

E. coli kann Resistenzen gegen mehrere Antibiotika aufweisen (inkl. Enrofloxacin und Chloramphenicol).
 
Ein Antibiogramm ist indiziert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin, Marbofloxacin) bei nicht hochgradigen Fällen.
 

Unterstützende Massnahmen

Eine faserreiche Ernährung (Heu, frisches Gras) oder eine assistierte Fütterung unterstützen die Wiederherstellung einer gesunden Mikroflora im Caecum. Zugabe von Ergänzungsfuttermittel.
 

Prävention

Artgerechte Fütterung (siehe auch Kapitel 1.1.1 Zahnerkrankungen), stressfreie Umgebung und Hygiene.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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