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Abszesse

Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Ursachen: Hauterkrankungen, Weichteilverletzungen, insbesondere Stich- und Bissverletzungen. Eine sekundäre Bakteriämie aufgrund von Grunderkrankungen wie Zahn-, Atemwegs- und Harnwegserkrankungen ist ebenfalls möglich. Retrobulbäre und Gesichtsabszesse können mit Zahnerkrankungen assoziiert sein (Kapitel 1.1.1 Zahnerkrankungen und Kapitel 1.6.1 Augenerkrankungen).
 
Abszesse bei Kaninchen sind typischerweise fest, gekammert, nicht schmerzhaft, mit käsigem Eiter und einer fibrösen Kapsel.
 
Komplikationen: Osteomyelitis.
 

Erreger

Subkutane Abszesse enthalten typischerweise eine Mischflora aus aeroben und anaeroben, grampositiven und gramnegativen Bakterien.
 
Aerobe: Pseudomonas spp., Pasteurella spp., Staphylococcus spp., Actinomyces spp., Proteus spp.
 
Anaerobe: Fusobacterium spp., Bacteroides spp.
 

Symptome

Eine bis mehrere subkutane Schwellungen von weicher bis fester Konsistenz, langsam wachsend, manchmal mit Hautnekrosen oberhalb der Schwellung oder mit Bildung eines Fistelkanals. Unspezifische Klinik wie Anorexie und Apathie treten gelegentlich auf. Exophthalmos bei retrobulbärem Abszess.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung.
 
Eine Maulhöhlenuntersuchung ohne Allgemeinanästhesie mit Otoskop oder Kindernasenspekulum und einer starken Lichtquelle sollte bei jeder klinischen Untersuchung durchgeführt werden.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (empfehlenswert bei Komplikationen wie Osteomyelitis), Hämatologie und Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Kultur und Antibiogramm aus Biopsien der Abszesskapsel.
 
Eine Kultur eines Tupfers aus dem Inneren des Abszesses ist nicht indiziert, da diese meistens steril ist.
 
Sowohl anaerobe als auch aerobe Kulturen sind notwendig.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Chirurgische, analgetische und antiseptische Therapie sind die Grundlage für die Behandlung eines Abszesses.
 
Abszesse bei Kaninchen sind fest und gekapselt. Diese Eigenschaften erschweren die optimale Wirkung von Antibiotika, weshalb eine rein medikamentöse Therapie meist erfolglos bleibt. Aus diesem Grund ist eine geeignete chirurgische Therapie die Therapie der Wahl.
 
Subkutane Abszesse erfordern mitunter eine lange Behandlung, deswegen ist die Compliance des Besitzers (Medikamentengabe, Spülung und Hygiene der Wunde) besonders wichtig, um ein Rezidiv zu vermeiden.
 

Antibiotika

Oberflächliche Abszesse können mit lokaler Therapie (vollständige chirurgische Exzision samt Abszesskapsel) behandelt werden.
 
Systemische Antibiotika sind nur indiziert bei stark kontaminierten Wunden, bei immunsupprimierten Tieren, wenn Zeichen einer Generalisierung bestehen, bei Nähe zu empfindlichen Geweben (z.B. Gelenke) und/oder bei schlechtem Allgemeinzustand.
 
Die Therapie sollte,wenn immer möglich auf Grundlage einer bakteriellen Kultur und einem Antibiogramm erfolgen.
 
Ein indiziertes «first line» Antibiotikum ist Penicillin G parenteral (s.c.)., welches gegen viele grampositive und anaerobe Bakterien sowie gegen Pasteurellaceae wirkt. Depotpräparate (Procain-/Benzathin-Benzylpenicillin) sind ebenfalls wirksam. Als Nebenwirkungen können gastrointestinale Störungen, Hautreaktionen an der Injektionsstelle oder Anaphylaxie auftreten. Trotz dieser möglichen Nebenwirkungen gilt dieses Antibiotikum als sicher, wenn es parenteral verabreicht wird.
 
Als «second line» Antibiotikum und als perorale Alternative wird Chloramphenicol empfohlen. Dieses Antibiotikum ist auch oral verabreicht verträglich und wirkt gegen zahlreiche grampositive, gramnegative und anaerobe Bakterien. Pseudomonas spp. sind oft resistent gegen dieses Antibiotikum. Der Wirkstoff kann beim Menschen eine aplastische Anämie verursachen. Deshalb wird dringend empfohlen, Chloramphenicolpräparate nur mit Handschuhenund erhöhter Vorsicht zu verabreichen.
 
Amikacin ist als systemische Therapie von Infektionen mit multiresistenten Pseudomonas aeruginosa angezeigt. Es handelt sich um ein Aminoglykosid-Antibiotikum mit einem breiten Spektrum und bakterizider Wirkung, welche konzentrationsabhängig ist. Um das Nierentoxizitätsrisiko zu verringern, wird empfohlen,dieses Antibiotikum gleichzeitig mit einer Flüssigkeitstherapie zu verabreichen.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden, da sie zu den kritischen Antibiotika gehören und die Abszess-assoziierten Bakterien variable Resistenzraten gegen diese Antibiotika zeigen.
 
Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Bakterien, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen, können peroral oder parenteral (s.c., i.v.) verabreicht werden und gelten als verträgliche Antibiotika.
 
Zur Kompensation der reduzierten Wirkung auf grampositive Bakterien und Anaerobier werden Enrofloxacin oder Marbofloxacin mit Metronidazol kombiniert. Metronidazol wirkt gegen anaerobe Bakterien und Protozoen und verursacht selten Nebenwirkungen; Resistenzen sind bei Actinomyces spp. und Bacteroides spp. möglich.
 
Es werden auch lokale antibiotische Behandlungen mit variablem Erfolg eingesetzt. Solche Behandlungen sollten immer durch eine adäquate systemische Antibiose unterstützt werden.
 
Subkutane Abszesse
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First Lineparenteral
Penicillin G
(inkl. Depotpräparate)
42'000 - 60'000 IU/kg 1 × täglich
oder
jeden 2. Tag s.c.
Bis klinische AbheilungNIE peroral verabreichen
Second Lineperoral
Chloramphenicol
25 mg/kg 2 - 3 × täglich p.o.Bis klinische AbheilungKann beim Menschen aplastische Anämie verursachen, NUR mit Handschuhen verabreichen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Amikacin8 - 16 mg/kg 1 × täglich s.c./i.m./i.v.Bis klinische AbheilungAmikacin ist nierentoxisch, gleichzeitig mit Flüssigkeit verabreichen
Bei i.v. Gabe verdünnen und über 20 Minuten verabreichen

Kritische Antibiotika
 Enrofloxacin5 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.v.
oder
5 - 20 mg/kg 2 × täglich p.o.
  
 Marbofloxacin2 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o.
oder
2 mg/kg 1 × täglich s.c./i.m./i.v.
  
 Enrofloxacin und
Marbofloxacin
kombinierbar mit
Metronidazol
20 mg/kg 2 × täglich p.o.  
 

Resistenzlage

P. aeruginosa, Staphylococcus spp., und P. multocida können gegenüber mehreren Antibiotika Resistenzen aufweisen.
 
MRSA (Methycillin resistant Staphylococcus aureus) sind resistent gegen Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme und oft gegen viele andere Antibiotika (einschliesslich Chloramphenicol, Fluorchinolone) und kommen bei verschiedenen Tierarten und beim Menschen vor. Eine Mensch-Tier (und umgekehrte) Übertragung von solchen Bakterien wurde nachgewiesen.
 
Die Durchführung eines Antibiogrammes ist besonders empfehlenswert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin, Marbofloxacin), insbesondere wenn die antibiotische Therapie über einen mehrwöchigen Zeitraum durchgeführt werden soll.
 

Unterstützende Massnahmen

Assistierte Fütterung und Flüssigkeitstherapie bei Tieren mit Anorexie oder Hyporexie.
 

Prävention

Artgerechte Fütterung (siehe auch Kapitel 1.1.1 Zahnerkrankungen), stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Kastration der Tiere bei Gruppenhaltung zur Vermeidung von Bissverletzungen.
 
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