Eine angepasste intravenöse Infusionstherapie (mit einer isotonischen balancierten und gepufferten Kristalloidlösung) zur Kreislaufstabilisierung mit definierten Endpunkten, eine frühzeitige, geeignete Antibiotikatherapie und eine chirurgische Fokuskontrolle (Herdsanierung) sind die drei Eckpfeiler einer erfolgreichen Behandlung der SP. Für die Behandlung gilt das Motto "In early, hit hard, out early". Dies bedeutet, dass eine intravenöse Breitspektrum-Antibiotikatherapie unverzüglich nach der Diagnose SP gestartet wird, welche dann anhand der chirurgischen und bakteriologischen Resultate später angepasst bzw. im Spektrum eingeengt wird (De-Eskalation). Beim Menschen ist jede Stunde Verzögerung bei der Verabreichung von Antibiotika mit einer erhöhten Mortalität assoziiert («golden hour»). Eine veterinärmedizinische Studie zeigte eine niedrigere Mortalität, wenn ein Standardprotokoll für die Einleitung der Antibiotikatherapie angewendet wurde.
Sobald der Patient kardiovaskulär stabil ist, ist eine sorgfältige chirurgische Exploration und Herdsanierung angezeigt. Die zugrundeliegende Ursache muss operativ korrigiert werden (z. B. Darmresektion und Anastomose), das Peritoneum sollte gründlich gespült und in der Regel eine Abdominaldrainage gelegt werden. Die ersten Stunden nach dem Eingriff müssen die Tiere intensiv überwacht sowie eine angepasste Infusionstherapie und symptomatische Therapie fortgeführt werden.
Es gibt kaum Evidenz basierte Daten zur optimalen Dauer einer antimikrobiellen Behandlung. Zur Überwachung und gegebenenfalls Verkürzung der Antibiotikatherapie stehen in der Humanmedizin verschiedene Biomarker zur Verfügung. Beim Hund eignet sich das C-reaktive Protein (CRP) als Marker, welcher bei erfolgreicher Therapie stetig absinkt und am Tag 7 in der Regel wieder im Normbereich liegt, bzw. nicht absinkt, falls es zu Komplikationen kommt. Bei Hunden mit bakterieller Pneumonie führte die CRP-gesteuerte Antibiotikatherapie zu einer Verkürzung der Antibiotikatherapie ohne erhöhte Rückfallraten (s. auch Bakterielle Pneumonie). Es liegen aber keine Daten zur CRP geleiteten Antibiotikatherapie bei SP vor.
Die derzeitigen Daten reichen nicht aus, um einem bestimmten Antibiotikum bzw. einer bestimmten Antibiotikakombination den Vorzug zu geben. Kriterien für die Substanzauswahl sind das zu erwartende Erregerspektrum, die lokale Resistenzsituation, der Applikationsmodus und das Nebenwirkungsspektrum. Aufgrund der zunehmenden Resistenzlage von E. coli gegenüber Fluorchinolonen sind diese nicht als Monotherapie zur Behandlung der septischen Peritonitis indiziert. In Studien konnte gezeigt werden, dass die Zugabe von Fluorchinolonen zur Breitspektrumtherapie mit z.B. Amoxicillin/Clavulansäure keinen Vorteil bringt, und dass die Zeitverzögerung, die durch die Verschreibung von Fluorchinolone gemäss Antibiogramm entsteht, nicht zu einer erhöhten Mortalität im Sepsis-Szenario führt.
Septische Peritonitis | |||
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Ampicillin/Sulbactama |
20 mg/kg 3 - 4 × tgl.
30 mg/kg 3 - 6 × tgl. i.v.i.v. |
7 bis 10 Tage | Daten aus der Humanmedizin zeigen, dass eine 7-10-tägige Antibiotikatherapie bei entsprechender Kontrolle der Ursache oft ausreichend ist. |
Katze: 2 - 4 mg/kg 1 × tgl. i.v. |
7 bis 10 Tage | Studien konnten bisher keinen Benefit der Zugabe von Fluorchinolonen zur Breitspektrumtherapie mit z.B. Amoxicillin-Clavulansäure zeigen. Aufgrund der teils hohen Resistenzlage von E. coli gegenüber Fluorchinolone sind diese als Monotherapie nicht geeignet. Enrofloxacin muss zur i.v. Anwendung umgewidmet werden. Eine Enrofloxacin-Dosis von 5 mg/kg/Tag sollte bei Katzen aufgrund der Gefahr von Retinopathien nicht überschritten werden. |
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Second line | |||
15 - 20 mg/kg 1 × tgl.
20 mg/kg 3 - 4 × tgl. i.v. 30 mg/kg 3 - 6 × tgl. i.v. |
s. oben | Bei hoher Resistenzlage von E. coli gegenüber Fluorchinolonen. Aufgrund der Gefahr von Nephrotoxizität dürfen Aminoglykoside nur bei ausreichend hydrierten Tieren eingesetzt werden und die Nierenwerte müssen unter Therapie kontrolliert werden. |
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Clindamycin |
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s. oben | Bei hoher Resistenzlage von E. coli gegenüber Fluorchinolonen und einer vorliegenden Kontraindikation für Amikacin |
a | Wird teils zur intravenösen Anwendung anstelle von Amoxicillin-Clavulansäure bei Hunden verwendet (s. Kapitel 1.12.1, Unerwünschte Arzneimittelwirkungen nach intravenöser Anwendung von Amoxicillin + Clavulansäure). Die beiden Präparate unterscheiden sich primär bzgl. Pharmakokinetik, das Wirkspektrum ist für Amoxicillin und Ampicillin beinahe identisch. Für Clavulansäure und Sulbactam können aber Unterschiede im Wirkspektrum bei verschiedenen Betalaktamasen auftreten. |
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