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Zutreffende Spezies (Botanik)

Arum italicum Mill. - stark giftig
Arum maculatum L. - stark giftig
 

Toxizitätsgrad

Stark giftig ++ (Erläuterungen)
Vögel: sehr stark giftig +++
 

Hauptwirkstoffe

Dicarbonsäuren: nadelförmige Calciumoxalat-Kristalle (= Raphide), lösliche Oxalsäuren (grüne Früchte: bis 0,4%, reife Früchte: bis 0,3%) und deren Salze.
Glykoside
-Glykosid: Aroin.
-Cyanogenes Glykosid: Triglochinin, wegen der starken Irritation der Oxalate werden kaum genügende Mengen für eine manifeste Blausäurevergiftung eingenommen.
Saponine
 

 

Zielorgane

Schleimhaut des Magendarmtraktes; Herz; zentrales Nervensystem; Nieren; Muskulatur
 

Wirkungsmechanismen

Die Raphide befinden sich in sogenannten Schiesszellen (= Idioblasten).
-Beim Zerbeissen der Pflanze werden die Idioblasten geöffnet und die Raphide dringen geschossartig in die Mund- und Rachenschleimhaut ein, was zu einer starken lokale Irritation mit Brennen, gesteigerter Salivation und Dysphagie führt. Die Aufnahme grösserer Mengen bewirkt eine Gastroenteritis.
-Die Raphide besitzen zudem Rinnen, über die auch freie Oxalsäuren in die Läsionen gelangen können. Diese bilden nach der Resorption mit Ca++ und Mg++ schwer lösliche Salze, wobei die Mg++-Komplexe tendenziell weniger stabil sind als die mit Ca++. Es kommt zu einer Hypokalzämie sowie zu einer Hypomagnesiämie, einer Defizienz von intrazellulärem Ca++ und Mg++ und einer Inaktivierung essentieller Ca++- und Mg++-abhängiger Enzyme. Die Folgen sind akute Herzrhythmusstörungen, muskuläre Faszikulationen und ZNS-Symptome.
-Am Herzen hat die Hypokalzämie eine irreversible, negativ inotrope Wirkung mit einem sekundären hypotensivem Effekt.
-Am Verdauungsapparat kommt es zu einer sympathikomimetischen Wirkung.
-In den Nieren-Tubuli kann es zu Kristallbildungen kommen. Daraus resultiert ein Nierenversagen infolge einer akuten tubulären Nekrose.
-Eine Kristallbildung in den Gefässwänden des ZNS kann zu Entzündungen im Gehirngewebe führen.
 
Veterinärtoxikologie

Letale Dosis / Toxische Dosis

LD Hund (i.v.):0.7 ml Pflanzensaft/kg Körpergewicht (Dabija et al., 1968).
TD Meerschweinchen (p.o.):3 ml Pflanzensaft/kg Körpergewicht (Dabija et al., 1968).
 

Klinische Symptome

Salivation, Dyspnoe (Pharynxödem), Vomitus, Abdominalschmerzen, Tenesmus, Diarrhoe, Bewegungsstörungen, Herzrhythmusstörungen, Hypotonie, ZNS-, Leber- und Nierenschäden. Vergiftungsfälle bei Rindern (besonders anfällig), Schafen, Schweinen, Hunden und Pferden (Liebenow & Liebenow, 1993).
Rind: Regurgitation, Kolik, starke, grün-gelbe, säuerlich riechende Diarrhoe, Tremor, Hinterhandsschwäche, Kollaps (Lorgue et al., 1987).
Pferd: Unruhe, Drehen des Kopfes sowie Beinbewegungen zum Bauch, häufiges Niederlegen, Appetitlosigkeit, Adipsie und Speichelfluss, Diarrhoe, Lähmung der Darmperistaltik, Oligo- und Pollakisurie, allgemeine Schwäche, Bewegungsstörung, insbesondere der Hinterhand, Hyperämie und Zyanose der Schleimhäute, erschwerte Atmung, lauter Herzschlag, subfebriler Zustand, Tod nach 24 Stunden möglich (Dabija et al., 1968).
Schaf: Intermittierende Muskelschwäche, vor allem an der Hinterhand, grün-gelbe, säuerlich riechende Diarrhoe (Kyle, 1983).
Hund: Schmerzen und Schwellung der Maulhöhle; akute Entzündung des Oropharynx mit Hypersalivation sowie Reiben der Pfoten am Maul; Ödeme an Lippen, Zunge und Pharynx (Gfeller & Messonier, 2004). Herzsynkope, Blutdrucksenkung, Abnahme der Herzkontraktilität, kardiovaskuläre Störungen, Dyspnoe (Dabija et al., 1968).
Meerschweinchen: Unruhe, Dysopnoe, Tachypnoe, Speichelfluss, Erschöpfung. Erholung nach 6-8 Stunden (Dabija et al., 1968).
 

Therapie

Dekontamination / Symptomatische Therapie (siehe Notfalltherapie). Analgetika, evt. Antihistaminika, bei starker Schwellung: Glukokortikoide. Nach sehr grossen Dosen Calciumsubstitution.
 
Veterinärpathologie

Sektionsbefunde

Pferd
Hyperämie der Schleimhaut des Gastrointestinaltraktes, stärker im Bereich des Ileums; ferner Degeneration der Leber und Hyperämie der Nieren.
 
Histolopathologische Untersuchung:
-Leber: fettige Degeneration, vaskuläre Veränderung in den Leberläppchen der mittlerern Zone (Zone 2) und regressive Kernveränderungen, die bis zur Karyolyse gehen
-Nieren: markante Gefässerweiterung der intertubulären Kapillaren, Blutungen und Eiweisskörper in der Bowmannschen Kapsel, teilweise aufgelöste oder vollständig verschwundene Zellkerne, Tubuli uriniferi mit albuminoider, fibrillär aussehender Substanz
(Dabija et al., 1968).
 
Humantoxikologie

Toxische Dosis

Wenig Pflanzenmaterial.
 

Klinische Symptome

Die Blätter des Aronstabes werden oft mit denen des Bärlauchs (Allium ursinum) verwechselt. Der Aaronstab macht typischerweise Schleimhautirritationen und ist nicht lebensbedrohlich. Symptome: Brennen, Schmerzen, Rötung und Bläschenbildung im Mund und Rachen, eventuell Schwellung; Nausea, Emesis, Magen- und Abdominalschmerzen, (blutige) Diarrhoe.
 

Therapie

Erste Hilfe Massnahmen durch Laien nach Einnahme von Pflanzenteilen: Kühlen, Calcium-haltige Getränke/Nahrungsmittel (Milch, Glacé) einnehmen. Für das weitere Vorgehen den Arzt oder das Tox-Zentrum konsultieren.
Ärzteinformation: kein Antidot, symptomatische Therapie, bei starker Schwellung: Glucocorticoide.
 
Literatur
-Cooper M.R., Johnson A.W. & Dauncey E.A. (2003) Poisonous plants and fungi. 2nd edition. TSO (The Stationery Office), London (GB), pp. 30-31
-Dabija G., Domilescu C. & Nemteanu S. (1968) Toxicity of Arum maculatum for animals. Archiva Veterinaria 4, 157-168
-Kyle R.A.M. (1983) Poisoning of sheep by lords and ladies. Vet Rec. 113, 23
-Liebenow H. & Liebenow K. (1993) Giftpflanzen - Vademekum für Tierärzte, Landwirte und Tierhalter. G. Fischer Verlag, Jena, pp. 69-70
-Lorgue G., Lechenet J. & Rivière A. (1987) Précis de toxicologie clinique vétérinaire. Editions du Point Vétérinaire, Maisons-Alfort (F), pp. 44-45
-O'Moore L.B. (1955) Arum maculatum poisoning in cattle. Irish Vet J. 9, 146-147
-Peterson M.E. & Talcott P.A. (2006) Small Animal Toxicology, Second Edition. W.B. Saunders Company, Philadelphia, p. 957
-PubChem (2016) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Roth L., Daunderer M. & Kormann K. (1994) Giftpflanzen - Pflanzengifte. 4. Auflage. Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg, pp. 148-149
-Teuscher E. & Lindequist U. (2010) Biogene Gifte. 3. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 22-28
-Wiesner E. (1967) Ernährungsschäden der landwirtschaftlichen Nutztiere. G. Fischer Verlag, Jena
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