| - | Reizung der Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt durch Nitrat/Nitrit. |
| - | Methämoglobinbildung: Nitrit ist ein potentes Oxidationsmittel, das Methämoglobin (Fe3+) aus Hämoglobin (Fe2+) erzeugt. Als Folge einer Verschiebung der Sauerstoff-Sättigungskurve kommt es zu einer ungenügenden Sauerstoffabgabe in der Peripherie. Die Methämoglobinbildung führt deshalb zu Gewebshypoxie. Im Allgemeinen treten Symptome ab einem Methämoglobinanteil von 10-20% auf, ab 30% ist die Blutfarbe deutlich ins Braune verändert, zum Tod kommt es bei 60-80% Methämoglobin durch innere Erstickung. |
| - | Vasodilatation und Blutdruckabfall: bei der weiteren Reduktion von Nitrit entsteht Stickoxid, das zur Dilatation der Blutgefässe führt. Stickoxid ist ein Botenstoff, der bei vielen Signalprozessen beteiligt ist und beispielsweise auch von Endothelzellen freigesetzt wird. Bei Nitrat/Nitrit-Vergiftungen entsteht jedoch ein Überschuss dieses Botenstoffes, der durch Erweiterung der Blutkapillare den Blutdruck absinken lässt. Die Gewebshypoxie wird wegen der daraus resultierenden Kreislaufinsuffizienz bei gleichzeitiger Methämoglobinbildung noch verstärkt. |
| - | Schilddrüsenunterfunktion: Nitrat kann die Schilddrüsenfunktion hemmen, indem es als kompetitiver Inhibitor des Transportproteins Natrium-Iodid-Symporter (NIS), das die Einschleusung von Iodid-Ionen aus dem Blut in die Zelle katalysiert, agiert. Dies führt zu einer Verringerung der Jodidaufnahme sowie der Schilddrüsenhormonsynthese (Schrenk et al., 2020). |
| 3.1 | Allgemeinzustand, Verhalten |
| Stöhnen, Unruhe, Ataxie, Taumeln, Kollaps, subnormale Körpertemperatur. Bei chronischer Vergiftung Abmagerung, Wachstumsstörung, Leistungsdepression |
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| 3.2 | Nervensystem |
| Zittern, Zähneknirschen, im Endstadium Krämpfe |
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| 3.3 | Oberer Gastrointestinaltrakt |
| Salivation, Regurgitieren |
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| 3.4 | Unterer Gastrointestinaltrakt |
| Starker Durchfall, Kolik, Tympanie |
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| 3.5 | Respirationstrakt |
| Tachypnoe, Dyspnoe |
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| 3.6 | Herz, Kreislauf |
| Tachykardie, Puls schwach |
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| 3.7 | Bewegungsapparat |
| Keine Symptome |
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| 3.8 | Augen, Augenlider |
| Keine Symptome |
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| 3.9 | Harntrakt |
| Polyurie |
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| 3.10 | Fell, Schleimhäute, Haut |
| Bläuliche oder braune Schleimhäute, bei chronischer Vergiftung rauhes Fell |
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| 3.11 | Blut, Blutbildung |
| Schokoladebraunes Blut (Methämoglobinämie) |
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| 3.12 | Fruchtbarkeit, Jungtiere, Laktation |
| Fruchtbarkeitsstörungen, Milchrückgang, Abort |
| 8.1 | Sieben Rinder zogen sich eine Nitrat/Nitrit-Vergiftung zu, als sie auf einer völlig überdüngten Weide grasten. Drei Tiere verstarben innerhalb von 30 Minuten und zwei erlitten eine mittelschwere Vergiftung. Die letzten zwei zeigten nur schwache Symptome und erholten sich wieder. Die beiden mittelschwer vergifteten Tiere zeigten eine Braunverfärbung des Blutes und wurden intial mit Methylenblau therapiert. Der Allgemeinzustand dieser beiden Tiere besserte sich, nach zwei Tagen zeigten sie allerdings immer noch starke Schluckstörungen (Tox Info Suisse). |
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| 8.2 | In Australien kam es zu einer Nitratvergiftung in einer Herde von hochtragenden Kühen. Von der 40-köpfigen Herde wurden eines Morgens 12 Tiere tot aufgefunden. Bei einem Teil der überlebenden Tiere stellte man eine dunkle Verfärbung des Blutes fest. Eine der verendeten Kühe wurde einer Sektion unterzogen. Auch bei diesem Tier fiel eine Braunfärbung des Blutes auf. Daraufhin wurde der Urin des betroffenen Tieres mit dem Diphenylamintest untersucht und es konnte die Diagnose einer Nitratvergiftung gestellt werden. Auf der Farm wurde das Heu untersucht, das 0.15% Nitrat (bezogen auf die Trockensubstanz) enthielt. Das Gras der Weide auf der die Kühe am Tage vor dem Vorfall gefressen hatten wurde ebenfalls untersucht. Es enthielt 12.5% Nitrat. Offensichtlich war diese Wiese überdüngt worden. Von den 28 überlebenden Kühen abortierten 7 in der darauffolgenden Woche (Nicholls, 1980). |
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| 8.3 | Plötzliche Todesfälle von Shorthornrindern wurden einer Nitratvergiftung zugeschrieben. Von 157 Kühen verstarben 73. Die nicht betroffenen Tiere zeigten keine auffälligen Symptome. Elf der überlebenden Kühe abortierten innerhalb von 6 Tagen nach dem Vorfall. Bei zwei verendeten Tieren wurde eine Sektion durchgeführt. Das Blut war bei beiden schlecht geronnen und wies eine aussergewöhnlich dunkle Farbe auf. Das Serum und der Rumeninhalt der beiden Kühe wurde dem Diphenylamintest unterzogen. Das Ergebnis war stark positiv. Die darauffolgende Untersuchung des Heus ergab einen Nitratgehalt von 3.1% bezogen auf die Trockensubstanz (Carrigan & Gardner, 1982). |