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Eigenschaften

Dipivefrin gehört zur Gruppe der Adrenozeptor-Agonisten und senkt den Augeninnendruck. Der Wirkstoff wird zur Glaukomtherapie eingesetzt (Starke 2005a). Dipivefrin ist eine Vorstufe (Prodrug) von Adrenalin (Hofmann 2005a) und unterscheidet sich durch den Zusatz von zwei Pivalinsäuregruppen (Mandell 1978a). Unter der Bezeichnung "Prodrug" versteht man einen Wirkstoff, welcher sich erst nach einer Biotransformation im Körper zur pharmakologisch aktiven Substanz entwickelt (Mandell 1978a; Kohn 1979a).
 

Wirkungsort

Dipivefrin aktiviert wie Adrenalin die α- und β-adrenergen Rezeptoren (Regnier 1999a). Es werden sowohl die α1- als auch die α2-Rezeptoren aktiviert (Groh 1999a).
 

Wirkungsmechanismus

Dipivefrin ist ein Ester des Adrenalins mit Pivalinsäure. Der Wirkstoff wird im Gewebe durch Esterasen gespalten. Das entstehende Adrenalin ist die eigentliche Wirkform (Starke 2005b). Adrenerge Agonisten wie Dipivefrin führen zu einer Erhöhung des uveoskleralen und trabekulären Abflusses des Kammerwassers. Dadurch wird der intraokkuläre Druck (IOD) gesenkt. Die Bildung von Kammerwasser wird leicht erhöht, jedoch dominiert der Abflusseffekt (Hurvitz 1991a; Zimmermann 1984a). Der Wirkungsmechanismus ist jedoch noch nicht ganz geklärt (Starke 2005a).
 
Gemäss Eisenburger et al. führt Dipivefrin durch folgende Mechanismen zu einer verminderten Kammerwassermenge:
-durch die Drosselung der Zufuhr in die hintere Augenkammer, respektive der Bildung neuen Kammerwassers in den Ziliarfortsätzen;
-durch die Erleichterung des Abflusses im Bereich des Trabekelwerks im Kammerwinkel.
 
Die Minderung des Zuflusses von Kammerwasser bewirkt primär der starke vasokonstriktorische, α-mimetische Effekt in den reich vaskularisierten Ziliarfortsätzen.
 
Am M. dilatator pupillae kompensieren weitgehend die gleichgerichteten Effekte des β-mimetischen und des muskulotrop-spasmolytischen Wirkungsanteils die α-mimetische Komponente, wodurch der Kammerwinkel weitgestellt bleibt. Der limitierende Faktor für die Anwendung von Sympathomimetika verliert dadurch an Bedeutung.
 
Über den β-mimetischen Wirkungsanteil werden ausserdem langanhaltende Erleichterungen des Kammerwasserabflusses im Bereich des Trabekelwerks diskutiert, wodurch eine entsprechende Senkung des Augeninnendrucks bewirkt wird.
 
Alle Faktoren gemeinsam bedingen die therapeutisch angestrebte langanhaltende Senkung des Augeninnendrucks (Eisenburger 1981a).
 

Intraokkulärer Augendruck (IOD)

Dipivefrin reduziert den IOD bei tieferen Konzentrationen signifikant stärker als Adrenalin (Wei 1978a). Zur IOD-senkenden Therapie ist Dipivefrin eine effektive und sichere Alternative zu Adrenalin und weist zudem weniger Nebenwirkungen auf (Kass 1979a).
 

Hund

Bei Hunden mit einem Offenwinkelglaukom sowie normotensiven Hunden führt Dipivefrin 0,5% zu einer signifikanten Reduktion des IOD, mit einer grösseren Reduktion des IOD bei hypertensiven (5,12 mm Hg) als bei normotensiven Hunden (3,10 mm Hg). Die drucksenkende Wirkung von Dipivefrin 0,5% ist vergleichbar mit der Wirkung von Adrenalin 2%. Die drucksenkende Wirkung von Dipivefrin 0,1% ist weniger effektiv und weniger zuverlässig (Gwin 1978a).
 

Kaninchen

Dipivefrin senkt beim Kaninchen im Vergleich zu Adrenalin den intraokkulären Augendruck (IOD) signifikant stärker. Es wird vermutet, dass die bessere Absorption von Dipivefrin dafür verantwortlich ist (Wei 1978a). Yamauchi et al. haben den Einfluss des pH-Wertes von Dipivefrinlösungen bei Kaninchen getestet. Der Anstieg von pH 3 auf pH 5 führte zu einer dreifachen Erhöhung der pharmakologischen Wirkung von Dipivefrin und einer verminderten Reizung der Augen. Bei pH 5 war die Wirkung von Dipivefrin 50-fach höher als diejenige einer klinisch üblichen Adrenalinlösung (Yamauchi 1988a).
 

Mensch

Beim Menschen wird nach Verabreichung von einem Tropfen Dipivefrin ab einer Konzentration von 0,025% der IOD signifikant reduziert (Kaback 1976a). In der Studie von Kass et al. führte die Verabreichung von 0,1% Dipivefrin und 2% Adrenalin beim Menschen zu ähnlichen Veränderungen bezüglich vermindertem IOD, vermehrtem Abfluss des Kammerwassers und Erhöhung des Pupillendurchmessers (Kass 1979a).
 

Mydriase

Eine Mydriase tritt beim Menschen sowie auch beim Hund nach Verabreichung von einem Tropfen Dipivefrin ab einer Konzentration von 0,1% ein (Kaback 1976a; Gwin 1978a). Beim Hund zeigt sich auch beim unbehandelten Auge eine leichte Dilatation der Pupillen (Gwin 1978a).
 

Vaskuläres System

Dipivefrin vermindert signifikant den mittleren Blutfluss des Ziliarkörpers beim Menschen (Michelson 1994a). Es wird vermutet, dass dieser direkte vaskuläre Effekt zusammen mit dem erhöhten uveoskleralen Abfluss zur IOD-senkenden Wirkung von Dipivefrin beiträgt (Schmetterer 1997a). In der Studie von Schmetterer et al. wird gezeigt, dass Dipivefrin den Blutfluss der Choroidea und der Sehnervenpapille reduziert, jedoch nicht jener der Retina (dies im Widerspruch zur Studie von Groh et al.). Es wird vermutet, dass dieser Effekt durch eine Diffusion des Wirkstoffes zur Choroidea mit anschliessender Vasokonstriktion erfolgt. Da angenommen wird, dass der Blutfluss der Sehnervenpapille eine kritische Rolle im klinischen Verlauf der Glaukomerkrankung spielt, empfehlen die Autoren eine kritische Neuevaluation von Wirkstoffen zu Glaukombehandlung (Schmetterer 1997a).
 
In einer späteren Studie von Groh et al. wird beschrieben, dass Dipivefrin 0,1% zu einer signifikanten Reduktion des retinalen kapillären Blutflusses führt. In dieser Studie wird der papilläre Blutfluss nicht signifikant beeinflusst. Es wird darauf hingewiesen, dass im Kontext der Neuroprotektion bei der medikamentösen Einstellung der Glaukomerkrankung eine retinale Hypoxie vermieden werden sollte. Deshalb eignet sich nach Ansicht der Autoren Dipivefrin 0,1% nicht für die Langzeitbehandlung einer Glaukomerkrankung (Groh 1999a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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