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Allgemein

Benzodiazepine führen bei gesunden Tieren zu keiner verlässlichen Sedation (Carroll 1999b), die Tiere reagieren sehr individuell und es können sogar Erregungszustände auftreten (Paddleford 1999b). Bei Jungtieren, geriatrischen oder auch kranken Tieren kann aber mit Benzodiazepinen eine gute Sedation mit nur geringen kardiopulmonären Nebenwirkungen (Carroll 1999b) erreicht werden (Pawson 2002a; Cornick-Seahorn 2001a; Erhardt 2004c).
 
Es wird mit der alleinigen Anwendung von Diazepam keine Analgesie erreicht (Muir 1991c; Pawson 2002a; LeBlanc 1991a).
 

Kleintiere

Bei Hunden und Katzen sollte Diazepam nicht als alleiniger Wirkstoff an gesunde Tiere verabreicht werden, da die sedative Wirkung ungenügend ist (Hall 2001k) und es zu Erregungszuständen kommen kann (Hall 2001j; Haskins 1986b). Vor allem bei schon aufgeregten Tieren kommt es zu einer Verstärkung dieses Zustandes (Löscher 2003a). Diazepam sollte daher für eine verlässliche Sedation immer mit einem Opioid kombiniert werden (Hall 2001j; Carroll 1999b).
 
Beim Hund hat Diazepam eine sehr kurze Halbwertszeit und ist daher nur für kurzandauernde Situationen wirksam (Seksel 2002a).
 

Pferd

Diazepam sollte nicht zur routinemässigen Sedation bei adulten Tieren eingesetzt werden (Riebold 1995a) und darf nicht als alleiniger Wirkstoff am stehenden Pferd angewandt werden (Löscher 2003a), da es durch die Ataxien und die Muskelrelaxation zu Panikzuständen kommen kann (Hall 2001f). Ausserdem führt Diazepam zu paradoxen Reaktionen (Mason 2004a).
 
Beim Fohlen hingegen kann Diazepam angewandt werden (Hall 2001f), wobei es zu einer stärkeren Sedation kommt als bei adulten Tieren (Mason 2004a). Die Fohlen legen sich dann meistens hin (Hall 2001f). Auch für neonate Fohlen eignet sich Diazepam als Sedativum (Riebold 1995a).
 
Diazepam kann in Kombination mit Xylazin und Ketamin zur Anästhesie verwendet werden (Mc Leay 2004a), um die Muskelrelaxation zu verbessern (Muir 1991a; Hall 2001f).
 
In einer Studie wurden Ponies zur Kastration ergänzend zu Ketamin, mit Diazepam oder Midazolam anästhesiert. Als Präanästhetikum wurde Detomidin verwendet. Beide Benzodiazepine führten zur gewünschten Muskelrelaxation und ZNS-Dämpfung bei nur minimalen kardiorespiratorischen Nebenwirkungen (de Vries 2014a).
 

Kleiner Wiederkäuer

Diazepam führt nach intravenöser Verabreichung zu einer Sedation und Ataxie bei Schafen (Riebold 1995a), jedoch ist das Ausmass der Sedation bei gesunden Tieren sehr individuell (Hall 2001h).
 

Rind

Beim Rind kann mit der intravenösen Injektion von Diazepam eine kurz anhaltende Sedation erreicht werden (Riebold 1995a).
 

Schwein

Diazepam wird beim Schwein aufgrund der hohen Dosierungen, die für eine Sedation benötigt werden, nicht für die routinemässige Sedation empfohlen (Riebold 1995a).
 
In Kombination mit Alfaxalon kann Diazepam zur medikamentösen Vorbereitung einer Narkose bei Schweinen eingesetzt werden. Der Wirkstoff wurde zusammen mit Alfaxalon auf seinen möglichen Einsatz als Prämedikation an Schweinen getestet: die Tiere legten sich rasch hin und zeigten eine gute Muskelrelaxation und Sedation. Die Nebenwirkungen waren dabei minimal (Santos Gonzalez 2013a).
 

Sedation

Benzodiazepine führen zu einer Sedation (Martinez 2001a). Diazepam eignet sich zur Beruhigung vor klinischen Untersuchungen, aber auch vor einem Transport (Löscher 2003a).
 
Das Ausmass der Sedation ist abhängig vom Erregungszustandes des Tieres (Löscher 2003a).
 

Prämedikation

Diazepam reduziert als Prämedikans die Einleitungsdosis verschiedener Anästhetika. Die Dosierung von Ketamin, Thiobarbiturat oder Propofol kann um bis zu 23 verringert werden (Lendl 2004a). Auch der MAC (Minimale alveoläre Konzentration) von Inhalationsanästhetika lässt sich deutlich herabsetzen (Muir 1991c; Hellyer 2001a), der MAC von Halothan sogar um fast 30% (Mason 2004a). Zusätzlich verlängert Diazepam die Wirkungsdauer von Anästhetika (Hall 2001b).
 
Bei einer Ketaminanästhesie schützt Diazepam aufgrund seiner muskelrelaxierenden Wirkung (Hall 2001k) vor prä- und postoperativen Exzitationen und reduziert den Muskelhypertonus (Thurmon 1996e).
 
Die Prämedikation mit Diazepam vor einer Xylazin-Ketamin Anästhesie verlängert die Anästhesiedauer und die analgetische Wirkung (Geiser 1983a), hemmt die Konvulsionen und führt zu einer guten Muskelrelaxation (Butera 1978a; Benson 1990b).
 
Diazepam kann zur Prämedikation vor einem Kaiserschnitt verwendet werden. Eventuelle unerwünschte Wirkungen können bei den Welpen antagonisiert werden (Lendl 2004b).
 
Die erforderliche Propofoldosis kann bei Katzen durch die zusätzliche Verabreichung von Diazepam gesenkt werden. Dies zeigt eine Studie, bei welcher die Tiere zur Narkoseeinleitung 2 mg/kg Propofol i.v. und 0,3 - 0,5 mg/kg Diazepam i.v. nach einer Prämedikation mit 0,01 mg/kg Acepromazin i.v. und 0,2 mg/kg Methadon i.v., verabreicht bekamen. Dabei konnte die Propofoldosis um 32,5% reduziert werden (Robinson 2015a).
 

Anästhesie

Benzodiazepine führen zu einer Sedation (Martinez 2001a), aber nicht zu einer Analgesie, daher werden sie für eine Narkose immer mit Anästhetika kombiniert verabreicht (Thurmon 1996b). Bei der Kombination Diazepam-Ketamin können die antikonvulsiven und muskelrelaxierenden Eigenschaften der Benzodiazepine den unerwünschten krampferregenden Wirkungen des Ketamins entgegenwirken (Pawson 2002a; Haskins 1986b). Diazepam-Ketamin eignet sich für diagnostische und kleine chirurgische Eingriffe, sowie auch als Einleitung für eine Anästhesie (White 2001a). Bei der Katze kann zusätzlich noch Butorphanol hinzugefügt werden. Dadurch kommt es zu einer verbesserten Analgesie (Lin 1996a).
 
Die Kombination von Benzodiazepinen mit Ketamin eignet sich vor allem zur Anästhesie von alten oder geschwächten Tieren sehr gut (Hellyer 1991b).
 

Muskelrelaxation

Benzodiazepine haben eine muskelrelaxierende Wirkung (Martinez 2001a). Diazepam kann zur Behandlung von Krämpfen verschiedener Ursache, wie Epilepsie, Vergiftungsfälle aber auch zur Prävention von Krämpfen vor einer Myelographie verwendet werden (Hall 2001b). Ebenso können spastische Zustände der Muskulatur (Ebert 2002a) und Krämpfe bei Metaldehydvergiftungen (Allen 1993a) mit Benzodiazepinen behandelt werden. Die muskelrelaxierende Wirkung kann auch bei Myalgien (Dackellähme) und Tetanus ausgenutzt werden (Löscher 2003a).
 

Epilepsie

Benzodiazepine wirken stark antikonvulsiv und können bei ZNS-Anfällen verwendet werden (Erhardt 2004a; Allen 1993a; Podell 1996a). Diazepam eignet sich zur Unterbrechung eines Status epilepticus bei allen Tierarten (Hall 2001b; Mason 2004a; Dowling 2004a), da der Wirkstoff die Bluthirnschranke rasch passiert (Boothe 2001j; Podell 1998a) und nach einer intravenösen Injektion sehr schnell zu wirken beginnt (Frey 1989a).
 
Bei der Katze kann Diazepam einerseits zur Notfalltherapie, aber auch zur Langzeittherapie verwendet werden (Vernau 2002a; Frey 1989a; Erhardt 2004a). Beim Hund hingegen ist der Einsatz von Diazepam limitiert auf die kurzfristige Anwendung beim Status epilepticus. Zur Dauertherapie eignet sich Diazepam bei dieser Tierart wegen des deutlichen First-pass-Mechanismus in der Leber, der schnellen Entwicklung einer Toleranz gegenüber der antikonvulsiven Wirkung (schon 1 Woche nach Beginn der Behandlung zeigen die Tiere eine Toleranz gegenüber der Wirkung von Diazepam, (Boothe 2001b)) und der kurzen Halbwertszeit nicht (Vernau 2002a). Im Gegensatz dazu scheint sich bei epileptischen Katzen unter einer Dauerbehandlung mit Diazepam kein Wirkungsverlust zu entwickeln (Platt 2001a) und zudem ist die Halbwertszeit bei der Katze viel länger als beim Hund (Podell 1998a).
 
Diazepam kann den Hunden rektal verabreicht werden. Dies ist für den Besitzer zu Hause eine gute alternative Applikationsmöglichkeit (Podell 1995a; Mealey 1995a). Da Phenobarbital den Plasmaspiegel von Diazepam erniedrigt, sollten Tiere die auf einer Phenobarbital-Dauertherapie sind, eine leicht höhere Dosierung an Diazepam erhalten (Podell 2000a).
 
Auch beim Pferd eignet sich Diazepam zur Behandlung von Anfällen (Mc Leay 2004a; LeBlanc 1991a).
 
Falls Diazepam bei einem Anfall keine Wirkung zeigt, muss dem Tier Phenobarbital verabreicht werden (Fenner 1986a) oder Diazepam kann mit Phenobarbital kombiniert werden (Boothe 2001j).
 

Tetanus

Diazepam kann bei Tieren mit Tetanus verwendet werden (Allen 1993a; Pawson 2002a) und reduziert dabei die Muskelspasmen (Martinez 2001a).
 

Appetitstimulation

Zur Appetitanregung werden schnell wirkende Benzodiazepine wie Diazepam oder Oxazepam verwendet (Petzinger 2002a). Bei anorektischen, kranken Katzen kann dadurch die Futteraufnahme um über 50% gesteigert werden (Boothe 2001k; Bedford 1988a; Macy 1985a; Seksel 2002a). Diazepam kann auch als Appetitstimulans beim Hund verwendet werden (Pawson 2002a; Martinez 2001a), wobei es bei der Katze die bessere Wirkung zeigt (Allen 1993a). Auch beim Pferd kommt es für eine kurze Zeitdauer zu einer Anregung des Appetits (Mason 2004a; Brown 1976a).
 

Funktionelle Urethraobstruktion

Bei einer funktionellen Urethraobstruktion als Folge eines erhöhten Urethratonus (Labato 1988a) kann Diazepam zur Muskelrelaxation der äusseren Sphinktermuskulatur verwendet werden (Lane 2001a; Allen 1993a). Aber auch zur Behandlung einer intraurethraler Obstruktion und eines Hypertonus des externen Sphinkters der Urethra wird Diazepam eingesetzt (Martinez 2001a).
 

Verhaltensprobleme

Die Benzodiazepine Diazepam und Alprazolam werden bei Verhaltensproblemen, wie Trennungsangst, Urinmarkieren der Katze, Geräuschphobien und Stereotypien eingesetzt (Schöning 2002a). Aber auch bei aggressivem und destruktivem Verhalten kann Diazepam, kombiniert mit einer Verhaltenstherapie, angewandt werden (Allen 1993a). Benzodiazepine sind etwa gleich wirksam wie Antidepressiva, haben aber einen schnelleren Wirkungseintritt und sind daher geeignet zur Notfalltherapie (Göthert 2001a).
 
-Bei Katzen eignen sich Benzodiazepine zur Behandlung von Urinmarkieren (Reisner 2000a; Seksel 2002a; Overall 1997a; Cooper 1992a). Die Therapiedauer ist unterschiedlich lang, gewisse Tiere brauchen ein Leben lang Medikamente (Overall 1997a). Als Alternative oder bei Rezidiven kann Buspiron verabreicht werden (Overall 1997a; Hart 1993a).
-Bei Katzen eignen sich Benzodiazepine zur Behandlung von Aggressionen (Seksel 2002a; Overall 1997a).
-Diazepam ist ein gutes Anxiolytikum (Boothe 2001f) und lässt sich zur Behandlung von angstbezogenen Störungen verwenden (Seksel 2002a), wie Gewitterphobien (Overall 1997a) und anderern Angstzusänden vor Lärm (Seksel 2002a).
 
Ein Nachteil der Langzeitanwendung von Benzodiazepinen ist ihre Beeinflussung des Lernvermögens (Boothe 2001f). Ausserdem können die Tiere plötzlich aggressiv werden (Schöning 2002a).
 
Diazepam kann in Kombination mit Tricyclischen Antidepressiva angewandt werden (Mills 2002a).
 

Metronidazolintoxikation

Hunde mit einer Metronidazolintoxikation erholen sich rascher, wenn sie mit Diazepam behandelt werden (Evans 2003b).
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