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Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-In einer Studie an Mäusen konnte gezeigt werden, dass die orale Verabereichung von Kamillen-Extrakt (0.89 and 1.78 mg/Maus) die Motilität des oberen Gastrointestinaltraktes dosisabhängig verzögerte (Capasso et al, 2007).
 

Ethnoveterinärmedizinische Studien

-Gemäss einer Übersichtsarbeit zu ethnoveterinärmedizinischen Studien Europas wird Matricaria chamomilla zur Therapie von gastrointestinalen, respiratorischen und dermalen Erkrankungen sowie bei Problemen des Urogenitalsystems und der Sinnesorgane eingesetzt (Mayer et al., 2014).
-Bäuerinnen und Bauern der Deutschschweiz und des Tessins verwenden Matricaria chamomilla-Blüten- und -Kräuter-Infus, -Dekokt und -Tinktur bei Rindern, Pferden, Ziegen, Schafen, Schweinen, Katzen und Hühnern als Hausmittel. Die Einsatzbereiche sind Verdauungstrakt und Stoffwechsel, Haut, Nabel und Hufe, Urogenitaltrakt, Respirationstrakt, Sinnesorgane (Augen, conjunctival) sowie allgemeine Stärkung (Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Mayer et al., 2017; Mertenat et al., 2019; Schmid et al., 2012; Stucki et al., 2019).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich bei Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes (Ayrle et al., 2016).
-Innerlich bei Magen-Darm-Beschwerden wie Spasmen, entzündlichen Erkrankungen und Meteorimus (Aichberger et al., 2012; Reichling et al., 2016).
-Innerlich bei Darmkrämpfen, Koliken, Blähungen, Erbrechen, Magen-Darm-Entzündungen und -Geschwüren (Brendieck-Worm et al., 2015).
-Innerlich bei nervösen Erscheinungen wie Reizbarkeit und Unruhe (Aichberger et al., 2012).
-Innerlich bei Gebärmutterkrämpfen (Aichberger et al., 2012).
-Äusserlich bei infizierten Wunden, Geschwüren, Abszessen und Furunkeln, zur Anregung und Förderung der Gewebegranulation sowie zur Desodorierung von nerkrotischem Gewebe (Aichberger et al., 2012; Reichling et al., 2016).
-Äusserlich bei Entzündungen und Verletzungen der Haut und Schleimhaut (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Als Dampfinhalation bei Entzündungen der Nase, der Nasennebenhöhlen und der Augen mit wässrigem oder eitrigen Ausfluss; bei Reizhusten; bei akuter und chronischer Bronchitis (Brendieck-Worm et al., 2015).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Kamillenblüten/Tag*
(in g Droge/Tag)
Schweizerische ethnoveterinärmedizinische Dosierung:
Kamillenblüten/Tag**
(in g Droge/Tag: Median (Quartile))
Schweizerische ethnoveterinärmedizinische Dosierung:
Kamillenkraut/Tag**
(in g Droge/Tag: Median (Quartile))
Rind25-5025 (15-70)95 (15-205)
Pferd15-25-35-5025 (15-70)95 (15-205)
Ziege, Schaf5-105 (2-10)15 (2-35)
Schwein2-55 (2-10)15 (2-35)
Hund1-3  
Katze0.5-10.6 (0.3-1.4)2 (0.3-4)
Kaninchen (1-2-5 kg KGW)0.5-0.9-1.7  
Meerschweinchen (1 kg KGW)0.5  
Huhn (1-5 kg KGW)0.1-0.2-0.50.2 (0.1-0.5)0.7 (0.1-1.5)
Median CH-Ethnovet** (g/kg0.75) 0.2 (0.1-0.5)0.7 (0.1-1.5)
kg0.75 = Metabolisches Körpergewicht (MBW): 1 kg KGW ≡ 1 MBW (z.B. Meerschweinchen, Huhn, Kaninchen); 4 kg KGW ≡ 2.8 MBW (z.B. Katze); 10 kg KGW ≡ 5.6 MBW (z.B. Ferkel, Hund); 70 kg KGW ≡ 24.2 MBW (z.B. Kalb, Ziege, Schaf, Schwein); 700 kg KGW ≡ 136.1 MBW (z.B. Kuh, Pferd)
* (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm et al., 2015; Reichling et al., 2016)
** (Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Mayer et al., 2017; Mertenat et al., 2020; Schmid et al., 2012; Stucki et al., 2019)
 
Äusserliche Anwendung
 Schweizerische ethnoveterinärmedizinische Dosierung:
Kamillenblüten
(in g getrocknete Droge/100 g Fertigprodukt:
Median (Quartile))
Rind, Pferd,
Ziege, Schaf,
Schwein,
Katze, Huhn
0.5 (0.4-1.4)
(Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Mayer et al., 2017; Mertenat et al., 2020; Schmid et al., 2012; Stucki et al., 2019)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Kamilleninfus: 1-2 Teelöffel Kamillenblüten mit ¼ Liter heissem Wasser übergiessen, zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen, das Kondenswasser in das Infus zurückführen und abseihen; das Infus soll neu zugekauften Jungtieren zur Beruhigung von Magen und Nerven angeboten werden (Brendieck-Worm et al., 2015).
-Eichenrindendekokt mit Kamille: 50 g Eichenrindenpulver, 50 g Kamillenblüten und 400 ml Wasser aufkochen und zugedeckt ziehen lassen. Für Kühe und Kälber mit Magen-Darm-Erkrankungen (Brendieck-Worm et al., 2015).
 
Äusserliche Anwendung
-Kamillenblüten als Infus (1:10) für Spülungen und Kompressen (Aichberger et al., 2012; Reichling et al., 2016).
-Kamilleninfus: 1-2 Teelöffel Kamillenblüten mit ¼ Liter heissem Wasser übergiessen, zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen, das Kondenswasser in das Infus zurückführen und mit Kaffefilter abseihen; geeignet für Wundspülungen, Umschläge und Kompressen; Augenspülungen wenige Körnchen Salz zugeben (Brendieck-Worm et al., 2015).
-Kamillentinktur: 1 Handvoll sorgfältig verlesenen Blüten mit ¼ Liter hochprozentigem Alkohol übergiessen, 5-6 Wochen in die dunkle Wärme stellen und täglich bewegen, abfiltern und in dunklen Flaschen aufbewahren. Zur Wundspülung gibt man 2-4 ml Kamillentinktur auf ¼ Liter Wasser (Brendieck-Worm et al., 2015).
-Für die Inhalation: 2-3 Esslöffel getrocknete Blüten auf 1 Liter heisses Wasser (Aichberger et al., 2012).
-Dampfinhalation kleinerer Tiere: 2 Esslöffel Kamillenblüten oder 1 Teelöffel Tinktur oder wenige Tropfen ätherisches Öl in einer flachen Schüssel mit 1 Liter kochend heissem Wasser übergiessen; bei grösserem Inhalierraum, Menge anpassen und zur Verstärkung der Wirkung 4-8 Tropfen Eukalyptusöl (nicht bei Neugeborenen und Jungtieren) zugeben (Brendieck-Worm et al., 2015).
 
Kombinationen
-Flüssigextrakte aus Kamillenblüten, Hamamelisblättern, Salbeiblättern, Ringelblumenblüten und Thymol für Rind, Pferd, Ziege, Schaf, Schwein, Hund, Katze, Kaninchen, Huhn, Pute, Ente, Gans, Wachtel und Taube zur lokalen Behandlung von Haut und Schleimhaut bei Wunden, Entzündungen und Ekzemen (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Pflegeprodukte für mehrere Tierarten, in denen Kamille u.a. mit Aloe vera, Hamamelis, Perubalsam, Ringelblume, Rosmarin, Salbei, Spitzwegerich, Thymian und Honig kombiniert ist, zur Anregung der Stoffwechselfunktionen der Haut und zur Unterstützung ihrer Regenerationsprozesse (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
 

Hinweise

-Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit auf Kamille, deren Inhaltsstoffe und Zubereitungen (Reichling et al., 2016).
-Mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten, die durch CYP1A2 und CYP3A4 metabolisiert werden, Antikoagulanzien, Aspirin, Benzodiazepinen, zentral dämpfenden Medikamenten, Eisen und Chemotherapeutika (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

-Akute Toxizität: Für Kamillenöl wurden am Kaninchen eine akute orale LD50 und eine akute dermale LD50 > 5 g/kg gefunden. Phototoxische Effekte, Hautirritationen und Sensibilisierungen wurden nicht beobachtet. Kamillenöl wurde deshalb von der FDA der GRAS (Generally Recognized as Safe)-Status zuerkannt (Hagers Enzyklopädie, 2013).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete, ganze und pulverisierte Droge sowie Extrakte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2018).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Kamillenblüten sind auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt, dürfen bei Nutztieren oral und topisch als Wirkstoff eingesetzt werden und erfordern keinen Rückstandshöchstgehalt.
-FMBV (Nr. 68/2013): Die Verfütterung von getrockneten Blüten essbarer Pflanzen an lebensmittelliefernde Tiere ist laut der Futtermittelbuch-Verordnung, Anhang 1.418, erlaubt.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Kamillenblüten (getrocknet, ganz und geschnitten) sind in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 000920-DE, 000920-EN (2010-12-01).
 

Doping

Kamillenblüten sind keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
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