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Deutsch    Tiliae cortex
Deutsch    Lindenrinde
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Italienisch    Corteccia di tiglio
Englisch    Linden bark
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Tilia cordata Mill.
Tilia platyphyllos Scop.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Die getrocknete, geschnittene Rinde von Tilia cordata Mill., Tilia platyphyllos Scop. und Tilia x europaea L. (Hager, 2014).
 
Extraktionsverfahren: Heisswasser (Infus; Schmid, 1948).
 

Übliche Zubereitungen

Infus, Pulver und Extrakte (Hager, 1979).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Hellbraune bis rotbraune, rinnenförmige Stücke der äusseren und inneren Rinde, mit erkennbaren Längsfasern (Hager, 2014).
 

Geruch

Schwach aromatisch (Hager, 2014).
 

Geschmack

Schwach aromatisch (Hager, 2014).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Gerbstoffe, die sich aus Leucoanthocyanen aufbauen (Hagers Enzyklopädie, 2014). Taraxerol (Tiliadin), ein entzündungshemmendes Triterpen (Hager, 1979).
 

 

Begleitsubstanzen

Vanillin und Schleim (Hager, 1979).
 
Pharmakologie

Wirkung

Wirkung auf Darm und Leber

Hagers Handbuch (1979): Der Extrakt verschiedener Lindenrinden wirkt spasmolytisch und setzt die Peristaltik des Darmes herab; gute Resultate wurden erzielt bei Leberstörungen und Kopfweh (Lafon, 1979). Gorka (1966) stellte an Kaninchen eine hypocholeretische Wirkung fest.
 

Wirkung auf die Gebärmutter

Lindenholzrinde wird zur Reinigung der Gebärmutter bei Kalberkühen angewendet (Reinigungstrank Natürlich ad us. vet., Pulver).
 
Monographien

Monographien

-Keine bekannt (13.7.2016)
-Erwähnt in Hagers Handbuch (1979) und Hagers Enzyklopädie (2014)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendungen

-Tiliae cortex-Präparat als Reinigungstrank zum Ausreinigen der Gebärmutter bei Kalberkühen.
 

Ethnoveterinärmedizinische Studien

-Bäuerinnen und Bauern der Deutschschweiz verwenden Tilia cordata-Blüten- und -Rinden-Infus und -Dekokt bei Rindern und Ziegen als Hausmittel für den Urogenitaltrakt (Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Schmid et al., 2012; Stucki et al., 2019).
 

Traditionelle Anwendungen

-Erwähnung eines Lindenrinden-Infuses zur Vaginalspülung (Schmid, 1948).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Schweizerische ethnoveterinärmedizinische Dosierung:
Tilia cordata-Rinde/Tag
(in g Droge/Tag: Median (Quartile))
Rind40 (25-40)
Pferd40 (25-40)
Ziege, Schaf5 (5-10)
Median CH-Ethnovet** (g/kg0.75)0.3 (0.2-0.3)
kg0.75 = Metabolisches Körpergewicht (MBW): 1 kg KGW ≡ 1 MBW (z.B. Meerschweinchen, Huhn, Kaninchen); 10 kg KGW ≡ 5.6 MBW (z.B. Ferkel, Hund); 70 kg KGW ≡ 24.2 MBW (z.B. Kalb, Ziege, Schaf, Schwein); 700 kg KGW ≡ 136.1 MBW (z.B. Kuh, Pferd)
(Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Schmid et al., 2012; Stucki et al., 2019)
 

Zubereitung

Siehe unter Reinigungstrank Natürlich ad us. vet., Pulver.
 

Hinweise

Es werden keine Kontraindikationen und Nebenwirkungen erwähnt. Dank der milden Wirkung sind im angegebenen Indikationsberreich auch keine zu erwarten.
 

Toxizität

Die Verabreichung eines nicht bestimmbaren Extraktes in hohen Dosen mittels Rachensonde an Ratten zeigte keine akute toxische Wirkung. In niedriger Dosis war die Defäkation vermindert (Hager, 2006).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete und geschnittene Droge ist in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2018).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelung

-TAMV: Die Lindenrinde ist auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt, darf bei Nutztieren oral als Wirkstoff eingesetzt werden und erfordert bei der oralen Anwendung keinen Rückstandshöchstgehalt.
-FMBV (Nr. 68/2013): Die Verfütterung von gereinigten und getrockneten Rinden von Bäumen oder Sträuchern an lebensmittelliefernde Tiere ist laut der Futtermittelbuch-Verordnung, Anhang 1.418, erlaubt.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Lindenrinde (getrocknet, geschnitten oder pulverisiert) ist in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 006524-EN (2016-10-28); 003539-EN (2013-04-16).
 

Doping

Die Lindenrinde ist keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Humanmedizin

Anwendungen

Traditionelle Anwendungen

-Äusserlich als Wundheilmittel. Dazu wurde vor allem der aus der Rinde geklopfte Schleim verwendet (Hager, 1979; Schmid, 1948).
-Innerlich nach Fiegel (1970): Extrakt bei Erkrankungen der Leber und Gallenblase, bei Dyskinesien der abführenden Gallenwege, bei Cholezystektomie, gastrokardialem Symptomenkomplex und bei Gallensteinen (Hager, 1979).
 

Zubereitung

Als Infus für Spülungen und Kataplasmen (Flück & Jaspersen-Schib, 2003).
 

Toxizität

Es wurden keine Fälle von Überdosierungen gemeldet (EMA, 2011).
 

Fertigpräparate

In der Schweiz sind keine Handelspräparate mit Lindenrinde und Extrakten verfügbar. Die geschnittene und pulverisierte Droge sowie Tinkturen sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich, ferner Hausspezialitäten, Einzelherstellungen und Verschreibungen (Pharmavista).
 
Literatur
-Bischoff T., Vogl C.R., Ivemeyer S., Klarer F., Meier B., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2016) Plant and natural product based homemade remedies manufactured and used by farmers of six central Swiss cantons to treat livestock. Livestock Science 189, 110-125
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2018) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 200, 232, 438 & 449
-Flück H. & Jaspersen-Schib R. (2003) Unsere Heilpflanzen. Ott Verlag Thun, p. 95
-Disler M., Ivemeyer S., Hamburger M., Vogl C.R., Tesic A., Klarer F., Meier B. & Walkenhorst M. (2014) Ethnoveterinary herbal remedies used by farmers in four north-eastern Swiss cantons (St. Gallen, Thurgau, Appenzell Innerrhoden and Appenzell Ausserrhoden). J Ethnobiol Ethnomed. 10, 32-54
-Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (2014) Verfasser: Bertram B. & Kairies M. Hrsg.: Blaschek W., Ebel S., Hilgenfeldt U., Holzgrabe U. & Reichling J., http://www.drugbase.de
-Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 6 (1979) 4. Auflage. Hrsg.: Kern W., Roth H.J., Schmid W., List P.H. & Hörhammer J. Springer-Verlag Berlin, pp. 180-184
-HagerROM 2006. Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe (2006) Hrsg.: Blaschek W., Ebel S., Hackenthal E., Holzgrabe U., Keller K., Reichling J. & Schulz V., Springer-Verlag Berlin
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Pharmacopoea Europaea (Ph. Eur.) 7. Ausgabe (2011)
-PubChem (2016) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Schmid A. (1948) Pharmakognostische Untersuchungen von Rinden der Genera Tilia und Ulmus unter besonderer Berücksichtigung des Schleim- und Gerbstoffgehaltes. Dissertation, ETH-20290-02, pp. 14 & 22
-Schmid K., Ivemeyer S., Vogl C., Klarer F., Meier B., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2012) Traditional use of herbal remedies in livestock by farmers in 3 Swiss cantons (Aargau, Zurich, Schaffhausen). Forsch Komplementmed. 19(3), 125-136
-Stucki K., Dal Cero M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2019) Ethnoveterinary contemporary knowledge of farmers in pre-alpine and alpine regions of the Swiss cantons of Bern and Lucerne compared to ancient and recent literature - Is there a tradition? J Ethnopharmacol. 234, 225-244
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