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Zutreffende Spezies (Botanik)

Dieffenbachia seguine (Jacq.) Schott - stark giftig
 

Toxizitätsgrad

Stark giftig ++ (Erläuterungen)
Vögel: sehr stark giftig +++
 

Hauptwirkstoffe

Dicarbonsäuren: nadelförmige Calciumoxalat-Kristalle (= Raphide), lösliche Oxalsäuren (0.5% in den Blätter) und deren Salze. Oxalsäuren befinden sich auch im Wasser des Untertopfs.
Proteolytische Enzyme: MMP-3-ähnliche Metalloproteinase.
Cyanogenes Glykosid: Triglochinin, wegen der starken Irritation der Oxalate werden kaum genügende Mengen für eine manifeste Blausäurevergiftung eingenommen.
Saponine
 

 

Zielorgane

Schleimhaut des Magendarmtraktes; Herz; zentrales Nervensystem; Nieren; Muskulatur
 

Wirkungsmechanismen

Die Raphide befinden sich in sogenannten Schiesszellen (= Idioblasten).
-Beim Zerbeissen der Pflanze werden die Idioblasten geöffnet und die Raphide dringen geschossartig in die Mund- und Rachenschleimhaut ein, was zu einer starken lokale Irritation mit Brennen, gesteigerter Salivation und Dysphagie führt. Die Aufnahme grösserer Mengen bewirkt eine Gastroenteritis.
-Die Raphide besitzen zudem Rinnen, über die auch freie Oxalsäuren in die Läsionen gelangen können. Diese bilden nach der Resorption mit Ca++ und Mg++ schwer lösliche Salze, wobei die Mg++-Komplexe tendenziell weniger stabil sind als die mit Ca++. Es kommt zu einer Hypokalzämie sowie zu einer Hypomagnesiämie, einer Defizienz von intrazellulärem Ca++ und Mg++ und einer Inaktivierung essentieller Ca++- und Mg++-abhängiger Enzyme. Die Folgen sind akute Herzrhythmusstörungen, muskuläre Faszikulationen und ZNS-Symptome.
-Am Herzen hat die Hypokalzämie eine irreversible, negativ inotrope Wirkung mit einem sekundären hypotensivem Effekt.
-Am Verdauungsapparat kommt es zu einer sympathikomimetischen Wirkung.
-In den Nieren-Tubuli kann es zu Kristallbildungen kommen. Daraus resultiert ein Nierenversagen infolge einer akuten tubulären Nekrose.
-Eine Kristallbildung in den Gefässwänden des ZNS kann zu Entzündungen im Gehirngewebe führen.
 
Veterinärtoxikologie

Letale Dosis / Toxische Dosis

Hund LD50 (p.o.): 1 g Oxalsäure/kg Körpergewicht (Wilsdorf et al., 1996).
Meerschweinchen LD50 (p.o.): 600-900 mg Stammsaft/Tier in 24 Stunden (Roth & Daunderer, 1994).
Ratte LD50 (p.o.): 7.5 g Oxalsäure/kg Körpergewicht (EG-Sicherheitsdatenblatt).
TD Schaf (p.o.): >1 g Oxalsäure/kg Körpergewicht (Wilsdorf et al., 1996).
 

Klinische Symptome

Latenz: sofort bis 2 Stunden; die Hypokalzämie tritt innerhalb weniger Stunden auf.
Nach Bisskontakt: Starke Schleimhautschwellung, Ödembildung, Blasen, Ulzera, Salivation.
Nach Verschlucken: Vomitus, Schluckbeschwerden (Larynxödem), Stimmverlust, Dyspnoe (Pharynxödem), schmerzhafte Abdominalpalpation, Diarrhoe (evt. blutig)
Nach Resorption: Herzrhythmusstörungen, Faszikulationen, Tetanien, Konvulsionen, Polyurie, später Anurie wegen akuter renalen tubulären Nekrose, Inkoordination, Apathie, Körperschwäche, Dyspnoe und Kolik (Knight &Dorman, 1997).
Augenläsionen (Blepharospasmus, Konjunktivitis, Korneaalterationen) durch Kontakt mit Pflanzensaft.
 

Therapie

Dekontamination / Symptomatische Therapie (siehe Notfalltherapie). Analgetika, Lokalanästhetika, Eugenol lokal (reduziert bei Mäusen das Zungenödem), evt. Antihistaminika, bei starker Schwellung: Glukokortikoide. Nach sehr grossen Dosen Calciumsubstitution.
Nach schweren Vergiftungen sollten die Serumelektrolyte sowie die Herz- und Nierenfunktion des Patienten 72 Stunden lang überwacht werden.
 
Literatur
-Hanna G. (1986) Plant poisoning in canines and felines. Vet Hum Toxicol. 28, 38-40
-Hornfeldt C.S. (1993) Plant toxicity in small animals: oxalate containing plants. Vet Pract. 5, 3-5
-Keck G. & Jaussaud P. (1981) Observations toxicologiques. Un cas d'intoxication par le Dieffenbachia. Notes Toxicol Veter. 4, 88
-Knight M.W. & Dorman D.C. (1997) Selected poisonous plant concerns in small animals. Vet Med. 92, 260-272
-Kuballa B., Lugnier A.A.J. & Anton R. (1980) Phloggogen constituents of Dieffenbachia. Planta medica 39, 250-251
-Kuballa B., Lugnier A.A.J. & Anton R. (1981) Study of Dieffenbachia exotica induced edema in mouse and rat hindpaw: respective role of oxalate needles and trypsin-like protease. Toxicol Appl Pharmacol. 58, 444-451
-Mrvos R., Dean B.S. & Krenzelok E.P. (1991) Philodendron/Dieffenbachia ingestions: are they a problem? Clin Toxicol. 29 (4) 485-491
-Peterson M.E. & Talcott P.A. (2006) Small Animal Toxicology, Second Edition. W.B. Saunders Company, Philadelphia, pp. 956-963
-PubChem (2016) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Riede B. (1971) Augenverletzung mit dem Saft der Pflanze Dieffenbachia seguine. Dtsch Gesundheitswesen 26, 73-76
-Roth L., Daunderer M. & Kormann K. (1994) Giftpflanzen - Pflanzengifte. 4. Auflage. Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg, pp. 302-303
-EG-Sicherheitsdatenblatt, Sicherheitsdatenblatt gemäss 91/155/EWG, in der Fassung 2011/58/EG
-Smith S.E. & Carson T. (1987) Houseplant poisoning in small animals. Iowa State Univ Vet. 49, 22-25
-Wilsdorf G. & Werner E. (1988) Vergiftungsrisiken für Haus- und Heimtiere durch Zimmer- und Zierpflanzen. Mh Vet Med. 43, 798-802
-Wilsdorf G., Schröder A. & Haider W. (1996) Dieffenbachia spp. - gefährliche Giftpflanzen für Katzen. Kleintierpraxis 41, 737-745
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