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Lokale Nebenwirkungen

Zu den lokalen Nebenwirkungen von Phenylbutazon kommt es aufgrund der starken Gewebetoxizität des Wirkstoffes bei Kontakt mit den Körperoberflächen des Tieres, am Applikationsort.
 
Injektion:Bei intravenöser Injektion kann Phenylbutazon zu Thrombophlebitiden führen. Diese sind beim Pferd beschrieben und treten auch in Entfernung vom Injektionsort auf (MacKay 1983a).
  
Bei subkutaner und intramuskulärer Injektion kommt es zu Gewebsnekrosen und Nervenreizungen, weshalb von diesen Applikationsformen abgesehen werden sollte (Toutain 1995a; Pyorala 1999a; Ungemach 1994a).
  
Orale Applikation:Bei oraler Gabe kommt es bei Pferden oftmals zu Schleimhautreizungen, -läsionen und -ulzera in der Maulhöhle und im Oesophagus (MacAllister 1993a; Meschter 1990a).
 

Systemische Nebenwirkungen

Allgemein

Da die Wirksamkeit der nichtsteroidalen Entzündungshemmer auf eine Hemmung der Cyclooxygenase (COX) und damit der Prostaglandinsynthese beruht, erklären sich die Nebenwirkungen aus den physiologischen Schutzfunktionen der Prostaglandine. Dazu gehört die zytoprotektive Wirkung an der Magenschleimhaut durch vermehrte Schleim- und Bikarbonatsekretion, sowie die verminderte Freisetzung von HCl und Pepsin. An der Niere regulieren die Prostaglandine als Vasodilatatoren den renalen Blutfluss, die glomeruläre Filtration, den tubulären Ionentransport, die Reninfreisetzung und den Wasserhaushalt. Somit sind bei der Verwendung von nichtsteroidalen Entzündungshemmern potentiell folgende Hauptnebenwirkungen möglich:
 
-Gastrointestinale Irritationen, Ulzerationen und Perforationen
-Nephrotoxizität, insbesondere bei hypovolämischen Patienten, sowie bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
-Blutgerinnungsstörungen (Gassner 1998a; Poulsen Nautrup 1999a; Forsyth 1998a; Wallace 1990a; McAnulty 1983a; Burrows 1981a).
 

Gastrointestinaltrakt

Es werden häufig Schleimhautirritationen, -erosionen und -ulzera insbesonde im Magen, aber auch im Dünn- und Dickdarm beobachtet. Klinische Symptome sind vor allem Inappetenz, Erbrechen, Durchfall und Meläna. Proteinverluste über die geschädigten Schleimhäute des Digestionstraktes können eine Hypoproteinämie verursachen (Wallace 1990a; Meschter 1990a; Snow 1983a; Cribb 1992a; MacAllister 1993a; Taylor 1983a; Mentz 1987a; Innes 1995a; Johnston 1992a; Kore 1990a).
 
Bei Hunden kann es nach parenteraler Injektion zu einer lang anhaltenden Hyperazidität und Hypomotilität im Magen-Darm-Trakt kommen (Ruckebusch 1983a).
 
Phenylbutazon wird von Greifvögeln in der Regel schlecht vertragen. Die Tiere reagieren mit Erbrechen und blutigem Durchfall (Heidenreich 1996a).
 
Beim Esel werden als unerwünschte Arzneimittelwirkungen von Phenylbutazon Anorexie und Diarrhoe angegeben (Halbmayr 2016a).
 

Hormone

Beim Pferd und beim Hund wurden nach mehrtägigen Behandlungen mit therapeutischen Dosen von Phenylbutazon herabgesetzte Plasma-T3- und -T4-Werte (Morris 1983a), beziehungsweise nur herabgesetzte Plasma-T4-Werte (Chastain 1995a; Sojka 1993a), bei erhaltener Ansprechbarkeit der Schilddrüse auf TSH, beschrieben.
 

Kardiovaskuläres System

Es wird eine myelotoxische Komponente von Phenylbutazon diskutiert, durch welche die beobachtete Knochenmarksdepression mit den Folgen der aplastischen Anämie, Agranulozytose und Thrombozytopenie erklärt wird. Hierdurch kommt es zu Blässe, Petechien und Ekchymosen der Haut und der Schleimhäute (Weiss 1990a; Mentz 1987a; Semrad 1993a; Wallace 1990a; Volner 1990a; Kore 1990a; Cribb 1992a).
 
Aufgrund einer gesteigerten Natrium- und Wasserretention über die Nieren werden eine erhöhte Herzbelastung und vermehrte Ödembildungen beschrieben (Mentz 1987a; Mitten 1996a; Rubin 1986a; MacAllister 1993a).
 
Bei Rennpferden wurden nach Applikation von Phenylbutazon erhöhte Herzfrequenzen und eine vermehrte Druckbelastung des rechten Vorhofes festgestellt. Zudem soll sich eine verstärkte belastungsinduzierte Proteinurie entwickeln, was durch eine erhöhte Gefässpermeabilität erklärt wird (Mitten 1996a).
 
In einer humanmedizinischen Studie wurden überempfindlichkeitsbedingte Myokarditiden beim Menschen beschrieben. Bei zwei der untersuchten Patienten trat ein solches, zum Tod führendes Geschehen im Verlauf einer Arthritis-Therapie mit Phenylbutazon, beziehungsweise seinem Metaboliten Oxyphenbutazon, auf (Fenoglio 1981a).
 

Lunge

Beim Pferd werden nekrotisierende Pneumonien als Folge von Thromboembolien beobachtet (MacAllister 1993a).
 

Nieren

Nierenschäden in Form von Nierenpapillennekrosen treten bei Pferden, Rindern, Hunden und Katzen auf (Cribb 1992a; Read 1983a; Gunson 1983a; MacAllister 1993a; Volner 1990a; Kore 1990a). Sie werden durch lokale Hypoxien aufgrund von ischämischen Stoffwechsellagen erklärt, wozu es zum Teil aufgrund eines verminderten renalen Blutflusses (Wilkie 1990a) und zu einem anderen Teil aufgrund von Thromboembolien kommen soll (MacAllister 1993a).
 
Bei normalen Durchblutungs- und Blutdruckverhältnissen ist die renale Prostaglandinsynthese gering. Sinken jedoch das Blutvolumen und/oder der zentrale Blutdruck, spielen die renalen Prostaglandine eine wichtige Rolle bei der Regulierung und Aufrechterhaltung des renalen Blutflusses. Somit wird auch bei Schwankungen des zentralen Blutdruckes der renale Blutfluss stabil gehalten. Nichtsteroidale Entzündungshemmer können über die Hemmung der Cyclooxygenase insbesondere bei gleichzeitig bestehender Hypovolämie und Hypotension diese renale Autoregulation stark beeinflussen. Ein Absinken des renalen Blutflusses und die damit verbundene Verminderung der Nierenfunktion können zu einem akuten Nierenversagen führen. Auch bei entgegengesetzten Situationen, wie Volumenexpansion und/oder erhöhter Salzaufnahme kommt es durch nichtsteroidale Entzündungshemmer zu einer Retenion von Natrium, was einen Blutdruckanstieg bewirken oder eine bereits vorbestehende Hypertension verschlimmern kann.
 
Ein akutes Nierenversagen ist eine seltene, aber potentiell ernste Komplikation bei der Gabe nichtsteroidaler Entzündungshemmer. Besonders gefährdet sind Patienten mit vorbestehenden Erkrankungen, z.B. ältere Patienten, hypovolämische Patienten oder Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Harris 2006a; Lascelles 2007a).
 

Reproduktion

Gibt man Wirkstoff in der empfohlenen Dosierung während 5 Tagen, ist kein Einfluss auf die Spermiogenese und keine Veränderungen in der Samenqualität bei Zuchtbullen zu erwarten (Barth 1998a).
 
In einer Studie wurde der Einfluss von NSAID's auf die Reproduktion bei Stuten untersucht und gezeigt, dass die Verabreichung von Phenylbutazon und Meloxicam während der präovulatorischen Phase die Ovulationsrate bei Stuten beeinflussen kann. Bei allen 11 Tieren wurde, sobald der Follikel eine Grösse von 32 mm hatte, während 3 Zyklen mittels 1 mg Deslorelin innerhalb von 36 - 48 Stunden eine Ovulation ausgelöst. Während die Stuten im 1. Zyklus lediglich Deslorelin zur Ovulationsinduktion erhielten, applizierte man ihnen im 2. Zyklus zusätzlich 4,4 mg/kg Phenylbutazon 1 × täglich bis zur Ovulation, bzw. bis zur Follikelblutung. Im 3. Zyklus bekamen sie 0,6 mg/kg Meloxicam 1 × täglich zusätzlich. Bei 9 von 11 Stuten (83%) blieb bei der Phenylbutazon-Gabe eine Ovulation aus, bei 10 von 11 Tieren (92%) kam es bei der Verabreichung von Meloxicam zu keinem Eisprung (Lima 2015a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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